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Foto: David Cheskin/PA via AP

Mhairi Black nimmt kein Blatt vor den Mund. Die 20-jährige Kandidatin der separatistischen Schottischen Nationalpartei (SNP), der es in der Nacht auf Freitag gelang, bei den Wahlen zum britischen Unterhaus den sozialdemokratischen Wahlkampfleiter Douglas Alexander zu schlagen, spricht bei Wahlkampfauftritten davon, sie würde Labour-Abgeordneten, die gegen die Abspaltung Schottlands eintraten, am liebsten einen Kopfstoß versetzen.

Black, die ihren Namen ganz normal als "Mary" ausspricht, nennt als ihr politisches Hauptziel den Kampf für Gerechtigkeit und gegen unsoziale Sparmaßnahmen. So lehnt sie die Weiterentwicklung der britischen Atomwaffen ab und will die dafür vorgesehenen hundert Milliarden Pfund (134 Milliarden Euro) lieber für Bildung und Armutsbekämpfung ausgeben.

Der südschottische Wahlkreis Paisley and Renfrewshire South war immer eine Labour-Hochburg gewesen, aber nach der gescheiterten Abstimmung über eine Unabhängigkeit Schottlands haben die Sozialdemokraten im nördlichen Landesteil viele Stimmen verloren. Die politische Landkarte Schottlands ist seit der Wahl am Donnerstag fast vollständig in Gelb, der Parteifarbe der SNP, eingefärbt.

Die Wählerschaft nimmt den Sozialdemokraten übel, vor dem Referendum Stimmung gegen eine Abspaltung gemacht zu haben. Außerdem wurde dem Labour-Kandidaten Douglas Alexander vorgeworfen, sich von seiner Stammwählerschaft entfernt zu haben. Vor Hausbesuchen Blacks tauchten in den betroffenen Stadtteilen Plakate auf, die den 47-Jährigen lächelnd unter dem Schriftzug "Haben Sie Probleme, Ihre Rechnungen zu bezahlen? Ich nicht!" zeigten.

Mhairi Black hat offiziell mit dieser Kampagne nichts zu tun. Die Studentin, die sich gern im Trikot ihres Fußballvereins Partick Thistle zeigt und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter über ihr Lieblingsgetränk ("Smirnoff Ice ist das Getränk der Götter"), aber auch über Wochenenderlebnisse ("Bin gerade neben einer halbvollen Bierdose aufgewacht") schreibt, will fortan seriöser auftreten.

Etliche Tweets hatte Mhairi Black am Freitag bereits gelöscht, auf Anregung ihrer Mutter besorgte sie sich mehrere Kostüme, und ein paar Wochen nach ihrer Angelobung im Parlament tritt sie in Glasgow zur Studienabschlussprüfung an. Das Fach: Schottische Politik. (Bert Eder, 8.5.2015)