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Herbe Kursverluste mussten Bondinvestoren in den vergangenen Handelstagen hinnehmen.

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Wien - Vom vermeintlichen Joker zum schwarzen Peter - die vergangenen Tage dürften erfolgsverwöhnten Anleiheninvestoren in Erinnerung gebracht haben, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Nachdem das Anleihenkaufprogramm der EZB die Renditen zehnjähriger deutscher Staatspapiere vor kurzem noch auf ein absolutes Rekordtief von 0,05 Prozent getrieben hatte, sind sie binnen weniger Handelstage auf 0,64 Prozent nach oben geschossen.

"Eine dramatische Bewegung" meint Rainer Singer von der Erste Group, die er mit verbesserten Wirtschaftsdaten in der Eurozone sowie der Entspannung im Schuldenstreit mit Griechenland erklärt. "Zuvor ist es durch die Käufe der EZB zu einer massiven Überbewertung gekommen", gibt der Anleihenanalyst zu bedenken und fügt hinzu: "Wir glauben auch nicht, dass dieser Renditeanstieg vorübergehend ist." Bis Jahresende nennt Singer eine Zielmarke von 0,90 Prozent für zehnjährige deutsche Papiere.

Auch die Bonds anderer europäischer Staaten verzeichneten starke Kursverluste, was mit steigenden Renditen gleichzusetzen ist. Dass Frankreich und Spanien zuletzt Schuldpapiere über insgesamt 13 Mrd. Euro in einem ohnehin sehr schwachen Markt begeben hatten, hat den Renditeauftrieb noch weiter verstärkt. Insgesamt sind durch den Kurseinbruch laut Bloomberg-Daten innerhalb einer Woche fast 400 Mrd. Euro an Wert vernichtet worden. Das entspricht mehr als einem Drittel jener 1,14 Billionen Euro, welche die EZB durch ihre Anleihenkäufe bis September 2016 in den Markt pumpen will. (Alexander Hahn, 7.5.2015)