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Historische Mosaiken verpfuscht I

Die Restaurierung und Umbettung von mindestens zehn römischen und frühchristlichen Mosaiken innerhalb eines der bedeutendsten Mosaik-Museen der Welt in der südtürkischen Stadt Antakya ist auf dramatische Weise daneben gegangen. Vorher (oben)-nachher (unten)-Vergleichsbilder zeigen, dass die kostbaren, teilweise weltberühmten Stücke auf dem Weg in neue Ausstellungsräume richtiggehend ruiniert worden sind: Vor der Versetzung galten die spätrömischen Bodenmosaiken aus dem 2. bis 6. Jahrhundert als außerordentlich farbenprächtig und ausdrucksstark. Nun zeigen sie sich völlig verändert, es wurden teilweise falsche Farben verwendet, an vielen Stellen fehlten überhaupt Steine. Das nunmehrige Erscheinungsbild hat kaum mehr etwas mit den ursprünglichen prachtvollen Kunstwerken gemein, wie der örtliche Mosaik-Experte Mehmet Daskapan kritisiert: "Sie sind Karikaturen ihrer selbst geworden."

Fotos: Tamer Yazar via AP

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Historische Mosaiken verpfuscht II

Wie zahlreiche türkische Medien in der vergangenen Woche berichteten, soll nun eine Untersuchungskommission zusammentreten, um herauszufinden, was passiert war. Immerhin wurden alle laufenden Restaurierungen augenblicklich gestoppt. Ein Ministeriumssprecher versicherte, für die Arbeiten sei eigentlich eine renommierte Firma beauftragt worden. Ein Mitarbeiter des Unternehmens verteidigte das Ergebnis: Das bisherige Aussehen gehe großteils auf Restaurierungen eines französischen Teams in den 1930er-Jahren zurück, bei denen veraltete Methoden eingesetzt worden waren. Genau genommen sähen die Mosaiken nun den ursprünglichen Originalen viel ähnlicher als zuvor. Der Fall erinnert ein wenig an eine wohlmeinende wie amateurhafte "Restaurierung" einer Jesusdarstellung in der Kirche der spanischen Ortschaft Borja vor drei Jahren durch die 80-jährige Cecilia Giménez. Die Übermalung wurde weltweit bekannt, die Kirche ein Touristenmagnet, was die zunächst reichlich zerknirschte Giménez schließlich dazu veranlasste, eine Beteiligung an den Einnahmen aus den Eintrittsgeldern zu fordern, die die Kirche von Schaulustigen einkassierte.

Foto: APA/EPA

4.000 Tage auf dem Mars

Was zu Beginn als ein 90-Tage-Projekt geplant war, entwickelte sich über die Jahre zu einer der erfolgreichsten NASA-Missionen überhaupt: Seit vergangener Woche hat der Mars-Rover "Opportunity" 4.000 Tage auf dem Roten Planeten verbracht und in dieser Zeit - immerhin elf Jahre - alle von Forschern und Technikern gehegten Erwartungen weit übertroffen. Im medialen Schatten seines großen jüngeren Bruders "Curiosity" arbeitet "Opportunity" weiterhin fleißig vor sich hin: Aktuell untersucht der Rover den südlichen Rand des rund 30 Meter großen Kraters "Spirit of St. Louis" (im Bild). Später soll "Opportunity" in ein neues Gebiet aufbrechen und im nahe gelegenen "Marathon Valley" Gesteine analysieren und Fotos schießen. Rund 203.000 Aufnahmen hat das "Opportunity"-Kontrollzentrum am Jet Propulsion Laboratory der NASA bereits von dem nimmermüden Roboter empfangen.

Foto: NASA/JPL-Caltech/Cornell Univ./Arizona State Univ.

Batteriebetriebenes Flugzeug besteht Test

Man stelle sich ein batteriebetriebenes Flugzeug mit zehn Triebwerken vor, das startet und landet wie ein Hubschrauber und dabei weite Strecken ebenso effizient zurücklegen kann, wie ein herkömmlicher Flieger. In wenigen Jahren könnte ein derartiges Flugzeug tatsächlich zur Verfügung stehen, die NASA arbeitet bereits intensiv an der Realisierung der Greased Lightning or GL-10. Zuletzt unterzog man einen Prototypen mit sechs Metern Flügelspannweite eingehenden Flugtests. Dabei sollte vor allem überprüft werden, ob der Übergang zwischen Helikopterflug und herkömmlichem Flug und wieder zurück klappt. Die Technik erwies sich als funktionstüchtig. Die GL-10 könnte künftig in einer unbemannten Variante Überwachungs- oder Transportaufgaben übernehmen; aber auch Versionen, die in der Lage sind, bis zu vier Personen zu transportieren, werden angedacht.

Foto: NASA Langley/David C. Bowman

Wenige Sekunden vor dem Ende

Am 14. April schickte das private Raumfahrtunternehmen SpaceX eine "Falcon 9"-Rakete mit der Transportkapsel "Dragon" erfolgreich auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Der zweite Teil der Mission bestand aus einem Landetest der unteren, künftig wiederverwertbaren Raketenstufe - doch dieser Versuch scheiterte, ebenso wie ein ähnlicher Test im vergangenen Jänner. Die Rakete sollte sanft mit ausgefahrenen Landebeinen auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik aufsetzen, statt dessen kam die Rakete zu schnell und etwas seitwärts herunter, setzte daher zu hart auf und kippte seitlich um, ehe sie explodierte (Video). Die obere Aufnahme entstand nur Sekunden bevor die über 50 Meter hohe Rakete in die Plattform krachte.

Selbst der SpaceX-Chef Elon Musk war im Vorfeld nicht allzu optimistisch über den Verlauf des Landeversuchs gewesen. Die Chance auf einen Erfolg lägen allenfalls bei 50:50 erklärte er einige Tage davor. Bis Ende des Jahres und nach weiteren Tests werde sie aber auf 80:20 steigen. SpaceX arbeitet intensiv an einer Revolution der Raumfahrt. Nach Musks Vision sollen die Raketen eines Tages zwischen Erde und All hin und her pendeln. Der erste Schritt zur Wiederverwendung von Raketen soll mithilfe der 91 mal 170 Meter messenden Plattform gelingen.

Foto: Ben Cooper/SpaceX

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Super-Spinnenseide aus Kohlenstoffnanoröhren

Der italienische Wissenschafter Nicola Pugno von der Universität Trient hat bei Experimenten mit Spinnen und Kohlenstoffnanoröhren bzw. Graphen eine Art Super-Spinnenseide herausbekommen. Der Forscher kombinierte damit eines der festesten Materialien der Natur mit einem der widerstandsfähigsten Stoffe, die die Technik kennt. Bei seinen Versuchen besprühte Pugno einige Zitterspinnen mit einer Mischung aus Wasser und Graphen- oder Kohlenstoffnanoröhrchen-Partikel. Einigen der Spinnen gelang es, das Graphen in die Spinnenseide zu integrieren und so ein noch haltbareres Material zu erschaffen. Ab besten jedoch schnitt eine Spinne ab, die die Kohlenstoffnanoröhrchen und ihre Spinnenseide zu besonders reißfesten Seidenfäden vereinte. Das Material war etwa 3,5 Mal fester als die stärkste bekannte Spinnenseide, die von der madegassischen Spinnenart Caerostris darwini hergestellt wird und als das festeste biologisch hergestellte Material gilt, das man kennt.

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

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Neue Bilder vom Pluto könnten Polkappen zeigen

Die NASA-Raumsonde "New Horizons" nähert sich derzeit mit rund 14 Kilometern pro Sekunde dem Zwergplaneten Pluto. Seit mittlerweile neuneinhalb Jahren fliegt die Sonde ihrem Ziel entgegen, am 14. Juli um 13:50 MESZ soll "New Horizon" an dem Himmelskörper in einem Abstand von 12.500 Kilometer vorüber fliegen. Die ersten hochauflösenden Aufnahmen werden aber schon in den kommenden Wochen entstehen. Einen Vorgeschmack darauf liefern nun Aufnahmen, die am 15. April entstanden und erstmals deutlich erkennbare Oberflächenmerkmale zeigen. Die neuen Bilder, aufgenommen mit dem Kamerasystem "Long Range Reconnaissance Imager" (LORRI) und nachträglich bearbeitet, lassen aus einer Distanz von rund 104 Millionen Kilometern große helle Bereiche erkennen. NASA-Forscher sehen in einem der Flecken einen Hinweise auf eine aus gefrorenem Stickstoff bestehende Polarkappe. Neue, mit Spannung erwartete Bilder von der Welt am Rande unseres Planetensystems sollen in den nächsten Tagen Klarheit bringen.

Foto: NASA, JHU/APL, SwRI, Hal Weaver

Junge Exoplaneten

Im Oktober 2014 fotografierten Astronomen mit Hilfe des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) rund um den Stern HL Tauri im Sternzeichen Stier eine dichte Staubscheibe. Das Bild galt als die bisher detailreichste Aufnahme eines entstehenden Sonnensystems. Für die deutlich erkennbaren Lücken in der Staubscheibe um HL Tauri wurden heranwachsende Exoplaneten verantwortlich gemacht, die das Material der protoplanetaren Scheibe auf dem Weg um ihr Muttergestirn einsammeln. Doch nicht alle Forscher waren mit dieser Interpretation einverstanden. Viele Astronomen wandten ein, dass die Ringe zu nahe beieinander liegen würden; etwaige Planetenkeime in diesen Bahnen würden einander stören oder gar aus dem System bugsieren. Doch nun hat Daniel Tamayo von der University of Toronto einen weiteren Beleg dafür entdeckt, dass in dem 450 Lichtjahre entfernten Sternsystem tatsächlich Exoplaneten heranwachsen. Der Forscher fand eine spezielle Resonanzkonfiguration, die verhindert, dass die jungen Welten einander aus der Bahn werfen können.

Foto: Atacama Large Millimeter/submillimeter Array

Peniswürmer waren diverser als gedacht

Das Offensichtliche zuerst: Peniswürmer (auch bekannt als Priapswürmer) tragen den Namen wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem männlichen Geschlechtsteil. Alle Vertreter dieser Gruppe - einige von ihnen erreichen eine Länge von fast 40 Zentimetern - können ihre von scharfen Zähnen und Haken gesäumten Mäuler ausstülpen, um dadurch ihre Beute besser packen und verschlingen zu können; auch zur Fortbewegung wird dieser Mechanismus eingesetzt. Die größte Artenvielfalt erreichten die Peniswürmer während des Kambriums vor rund 500 Millionen Jahren, doch einige wenige Spezies konnten sich bis in die Gegenwart retten. Eine aktuelle Untersuchung zeigte, dass der Tierstamm (Priapulida) offenbar noch mannigfaltiger war als bisher angenommen: Paläontologen um Martin Smith von der University of Cambridge konnten anhand von fossilen Zähnen der Peniswurm-Gattung Ottoia aus dem Burgess Shale im Westen Kanadas nachweisen, dass die bisher bekannte Spezies O. prolifica eigentlich aus zwei unterschiedlichen Arten bestand. Die neu identifizierte Spezies O. tricuspida verfügte über einen speziellen dreizackigen Zahn, der sie von verwandten Arten klar unterscheidet.

Foto: Martin Smith

Neu entdeckte Welt mit Potenzial für Leben

Er mag auf den ersten Blick nicht so erscheinen, doch tatsächlich könnte dieser Exoplanet durchaus fremdem Leben eine Heimat bieten - zumindest wenn die Daten korrekt sind, die Astronomen über ihn sammeln konnten. Vor kurzem erst entdeckten Astronomen vom California Institute of Technology in Pasadena den Himmelskörper in 111 Lichtjahren Entfernung. Der Exoplanet mit der Bezeichnung EPIC 201912552 umkreist einen massearmen Zwergstern in nur 22 Millionen Kilometern Abstand, wofür er 33 Tage benötigt. Zum Vergleich: Merkur ist mehr als doppelt so weit von unserer Sonne entfernt. Die Welt ist irgendwo zwischen Super-Erde und Mini-Neptun angesiedelt und hat einen Earth Similarity Index von 0,73, etwas höher also, als etwa der Mars. Dies liegt vor allem daran, dass EPIC 201912552b rund 1,3 Mal so viel Licht von seinem Zentralgestirn erhält, wie die Erde von der Sonne. Daher liegt auch seine Gleichgewichtstemperatur bei -2 Grad Celsius; die der Erde ist ohne Treibhauseffekt etwa -18 Grad Celsius. Die Forscher gehen also davon aus, dass EPIC 201912552 bei zukünftigen Beobachtungen eine bedeutende Rolle spielen wird.

Illu.: DLR/Institut für Planetenforschung

Warum eine präkolumbische Metropole plötzlich verlassen wurde

Cahokia war die größte präkolumbische Siedlung nördlich von Mexiko. Sie lag in der Nähe des heutigen St. Louis im US-Bundesstaat Illinois und entstand etwa um 700. Die Menschen von Cahokia waren technisch äußerst versierte Architekten und Künstler, sie schienen keinem heute bekannten Stamm anzugehören und waren - ähnlich den Völkern des Zweistromlandes - streng hierarchisch gegliedert. Spätestens rund um das Jahr 1400 wurde die einst von bis zu 20.000 Menschen bewohnte Metropole verlassen. Zwar haben Wissenschafter schon in den 200 vorangegangenen Jahren Hinweise auf einen Niedergang der Kultur entdeckt, warum die Stadt aber schließlich endgültig aufgegeben wurde, ist bis heute ein Rätsel. Nun hat Samuel Munoz von der University of Wisconsin-Madison eine neue These zum Untergang von Cahokia vorgestellt. Die Forscher glauben, dass eine Serie großer Überschwemmungen zum Untergang von Cahokia geführt hat. Die Fluten dürften eine Phase relativer Trockenheit beendet haben. Ähnliche, häufig wiederkehrende Überschwemmungen hatten bereits am Beginn der Entstehungsgeschichte von Cahokia gestanden.

Illu.: University of Chicago

Gewaltiger koronaler Massenauswurf

Am 28. April schlängelte sich nach einer gewaltigen solaren Eruption ein riesiges Filament von heißem Plasma von der Sonnenoberfläche in den Weltraum hinaus. Zahlreiche Instrumente nahmen das beeindruckende Ereignis ins Visier, darunter auch der Large Angle Spectrometric Coronagraph (LASCO) an Bord des Solar and Heliospheric Observatory (SOHO) der ESA und NASA, von dem auch die obere Aufnahme stammt. Auf der Internetseite von "SOHO" hat die NASA ein Video des koronalen Massenauswurfs veröffentlicht.

Foto: Soho/NASA/ESA

Visualisierter Donner

Geophysiker vom Southwest Research Institute in Texas haben Donner gleichsam sichtbar gemacht. Die Forscher lösten während eines Gewitters mithilfe eines Kupferdrahts auf künstliche Weise Blitze aus und wandelten das von insgesamt 15 Mikrophonen aufgezeichnete Geräusch des Blitzschlags in ein aussagekräftiges Klangbild um. So vertraut uns die Naturgewalt auch sein mag, die exakten physikalischen Abläufe dahinter sind immer noch nicht bis ins letzte Detail verstanden. Mithilfe der visualisierten Donnerschläge wollen die Forscher jene Vorgänge bei der Blitzentladung identifizieren, die das Donnergeräusch verursachen. Die Aufnahme oben zeigt den zur Blitzauslösung eingesetzten Kupferdraht als grünleuchtende, senkrechte Linie, die Blitzentladung selbst hat die Farbe violett.

Foto: Southwest Research Institute

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Zoowelt

Einem Versehen ist es zu verdanken, dass das Wiener Haus des Meeres zwei neue Bewohner beherbergt: Zwei frisch geschlüpfte Netzpythons haben in dieser Woche ein eigenes Terrarium bezogen. Die beiden Jungschlangen messen 70 Zentimeter und wiegen 150 Gramm, im Erwachsenenalter können sie bis zu neun Meter erreichen. Da die Muttertiere regelmäßig bis zu 45 Eier legen, werden ihnen diese üblicherweise unmittelbar nach der Ablage weggenommen, wovon die Python-Mamas keinerlei Notizen nehmen. Ohne "Geburtenkontrolle" hätte das Haus des Meeres mit einer Schlangenplage zu kämpfen, zumal die Reptilien spezielle Pflegeansprüche stellen und ein sehr hohes Alter erreichen. Dass es nun doch zwei Pythons mehr in dem Aqua-Terra-Zoo gibt, liegt daran, dass offenbar zwei Eier übersehen worden waren. (red, derStandard.at, 10.5.2015)

Foto: APA/HAUS DES MEERES/GÜNTHER HULLA