Auch das Arbeiterviertel von Bad Vöslau ist Teil eines Kunstprojekts.

Foto: Dieter Werderitsch

St. Pölten/Wien – Wenn Swingklänge Einkäufer beschwingen, über die Herkunft von Schurwolle nachgedacht und die Geschichte des Arbeiterviertels eines Kurortes thematisiert wird, dann ist wieder Viertelfestivalzeit in Niederösterreich. Am Freitag eröffnet die 14. Auflage des Festivals, das jährlich in einem anderen Landesteil stattfindet. Diesmal ist das Industrieviertel dran: Unter dem Motto "Durchbruch" beheimatet es bis 9. August rund 60 Kunst- und Kulturprojekte. Elf davon sind Schulprojekte.

In den Städten Neunkirchen, Bruck an der Leitha und Wiener Neustadt spielt an vier Tagen im Juni die Swingband Sugar Daisy's Hotclub für die Bummelnden in Einkaufsstraßen auf. In Mödling dürfen indes unter dem Titel "Mix-Cut-Fade" exklusiv Mädchen an die Mischpulte: In zweitägigen Workshops, die sich ausschließlich an junges weibliches Publikum richten, geht es um Ton- und Mischtechnik sowie Radioproduktion (28. und 29. Mai).

Filzkunstwanderweg

Im Rahmen von Conrad Heßlers Projekt "Gedankenwelten-Weltgedanken" porträtieren wiederum Berufsschüler aus der Region jugendliche Asylwerber. Dazu findet am 27. Juni in Wiener Neustadt eine Buchpräsentation statt. In Kirchberg am Wechsel zeigt ein Filzkunstwanderweg von Isabella Scherabon unter dem Motto "Wechselwolle" die Wege der Schurwolle (Eröffnung am 27. Juni).

Im vor allem als Kur- und Weinbauort bekannten Bad Vöslau hat das "Geschichte willkommen!"-Team Bewohnerinnen des Ortes gebeten, ihre Erinnerungsstücke an die Arbeitersiedlung für eine Ausstellung über die Siedlung herzuborgen. Künstlerin Lisbeth Kovacic hatte dann die Aufgabe, über die Leihgaben zu reflektieren. Die am Samstag eröffnende Schau über die Siedlung – heute laut Ausstellungsbeschreibung als "Klein-Istanbul", einst auch als "Jugozipf" und zuvor "Böhmzipf" bekannt – findet in einem Kraftwerk einer Kammgarnfabrik statt. Laut Veranstaltern ein "monumentales Industriedenkmal", das seit mehr als 40 Jahren erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird.

Die Zementfabrik Mannersdorf wird wiederum zur Bühne: Heaven & Hell, Christoph Amelin und Polka Streng spielen am 20. Juni in der Werkshalle Musik von Jazz über Chansons bis zu Rock und böhmischen Polkas.

38.000 Besucher im Vorjahr

Diese und alle weiteren im Festivalrahmen gezeigten Projekte waren Einreichungen auf eine 2014 erfolgte Ausschreibung, das Industrieviertel und sein Potenzial zum "Durchbruch" künstlerisch zu thematisieren. Der Appell richtete sich nicht nur an Künstler, sondern auch an Gemeinden, Schulen, Theatervereine und Musikkappellen. Im vergangenen Jahr beheimatete das Waldviertel das Viertelfestival. Mehr als 38.000 Besucher bei 68 Projekten an 44 Projektstandorten wies die Bilanz des Landes Niederösterreich auf. 2016 ist das Mostviertel an der Reihe. (Gudrun Springer, 8.5.2015)

viertelfestival-noe.at