Wien – Was fürchten wohlhabende Gattinnen im besten Alter am allermeisten? Nein, nicht die Falten, nicht das Erschlaffen. In Wahrheit ist es der Ruhestand der Ehemänner. Der gut eingespielte Tagesablauf ist in Gefahr, fortan müssen nicht nur Abende und Wochenenden zusammen bespielt werden, sondern der Alltag insgesamt. Horror!

So ähnlich geht es der geradlinigen Grace und der verhuschten Frankie, als sie im Restaurant auf ihre Ehemänner warten und sich den Grund des Treffens überlegen. Immerhin können sich die beiden Frauen nicht ausstehen, es muss also schon etwas Gewichtiges sein, warum ihre Männer sie an einen gemeinsamen Tisch bitten.

Foto: Netflix

Es geht um ein "sehr wichtiges Kapitel im Buch des Lebens": Konkret liebt Robert nicht Grace und Sol nicht Frankie. Robert liebt Sol und umgekehrt. Seit zwanzig Jahren. Kein Ruhestand.

In den nächsten Minuten spielen sich an diesem Tisch Drama und Komik ab, wie das nur ein Ensemble wie Jane Fonda, Lily Tomlin, Martin Sheen und Sam Waterston leisten kann. Schnell fliegen Essensteile durch die Luft, muss der Asthmaspray her.

Serieller Humor

Vorerst 13 Folgen von "Grace und Frankie" stellt Netflix ab Freitag zum Abruf bereit. Geschrieben haben die Serie Martha Kauffman und Howard J. Morris. Beide verfügen über ausreichend Erfahrung im Fach seriellen Humors: Kauffman als Autorin von "Friends", Morris schrieb Folgen von "Home Improvement".

"Grace und Frankie" ist zweifellos der nächste Wurf von Netflix, das sich nun ins Genre der Buddykomödien einträgt, freilich mit erweiterten Geschlechterrollen. Und in einer Zeit, da US-Seriendarsteller Rollen ablehnen, weil das Drehbuch ihre Figur als "zu schwul" beschreibt, wird der Spaß sogar gesellschaftlich relevant. Homosexuell ist immerhin nicht irgendwer, sondern kein Geringerer als Martin Sheen – einst geachteter TV-Präsident aus "West Wing".

Foto: Netflix

Und noch etwas Überraschendes sagen uns Grace und Frankie: dass die neuen Verhältnisse letztlich okay sind, weil man sich das letzte Glück ohnehin immer schon ganz anders vorgestellt hat. (Doris Priesching, 8.5.2015)