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Will Ferrell muss sich fürs Gefängnis wappnen.

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Wien - Dem eindrucksvollen Anwesen des tumben Hedgefonds-Managers James King nähert sich Etan Cohens Komödie Get Hard (Der Knastcoach) über die Angestellten. Der Hofstaat macht den König, selbst wenn der ein Trottel ist. Dabei wird der Blick auf die Batterie an Gärtnern, Putzfrauen, Personal Trainers und anderweitig Beschäftigten, die den ausgestellten Reichtum am Leben halten, fast soziologisch. Lauter nichtweiße Dienstleister, denen die Schlichtheit ihres Arbeitgebers erkennbar auf die Nerven geht, die aber trotzdem für einen Bruchteil seines Vermögens Pflanzen beschneiden und Weinflaschen entstauben müssen.

In der Exposition erzählt Get Hard das US-Wohlstandsgefälle in quasidokumentarischen Split-Screen-Anordnungen, die Arbeitsweg und Lebensumfeld der beiden Protagonisten gegeneinanderstellen. James King (Will Ferrell) und Darnell Lewis (Kevin Hart) sind zwar im gleichen Gebäude tätig, leben aber in verschiedenen Welten: Während das Geld des weißen Managers sich hoch droben von allein vermehrt, kommt der schwarze Autowäscher unten in der Tiefgarage auf keinen grünen Zweig. Begegnung ermöglicht erst der Fall des einen: Der Manager wird des Betrugs angeklagt und soll in den Knast, wogegen er sich durch die Anleitung des Autowäschers wappnen will.

"Weiße" und "schwarze" Ökonomie

Eigentlich könnte Get Hard mit dieser Anlage der Film der Stunde sein, eine ernsthafte Spinnerei über die Hintergründe der "riots" gegen rassistische Polizeigewalt von Ferguson bis Baltimore. Eben weil oben und unten hier nicht nur im scheinbar neutralen Selfmade-Unternehmer-Credo erzählt wird ("There are winners and losers. That is what drives this country"), sondern als Gegensatz von "weißer" und "schwarzer" Ökonomie gezeigt wird.

Die einen heiraten in die seit je reichen Familien ein, für die anderen bleiben die lausig bezahlten Jobs, die kein Guthaben ermöglichen. Warum King glaube, dass er, Lewis wisse, wie es im Gefängnis ist, will der leutselige Autowäscher wissen. Die Antwort: wegen seines geringen Lebensstandards, der offensichtlich fehlenden akademischen Bildung - "Statistisch gesehen, waren Sie im Gefängnis."

Leider fängt der ästhetisch statische Film damit nicht viel an. Die Umerziehung des weißen Managers zum schwarzen Gangster vollzieht die medial verbreiteten Vorstellungen von "schwarz" und "weiß" eher freundlich nach, als sie mit den Mitteln der regressiven Komödie zu zerlegen, was man am besten daran sieht, dass der brave Autowäscher für die Glaubwürdigkeit seiner Rolle auch den Schlägertypen geben muss, der er gerade nicht ist. Zwar verfügt Get Hard über gelungene Gags und schöne Miniaturen - wie jene des Sängers John Mayer, der in einem Cameo den schnepfenhaft-opportunistischen Künstler gibt. Aber der Witz erklimmt kaum Höhen. So ist die Motivation für die in solchen Komödien kanonischen Analscherze die nächstliegende: die Angst davor, im Gefängnis duschen zu gehen. (Matthias Dell, 8.5.2015)