Suzuki hat uns lange warten lassen auf einen neuen Vitara. Jetzt ist er da - und kann im Test gleich einmal zeigen, was er draufhat. Das sollte angesichts mannigfaltiger Konkurrenz eine ganze Menge sein.

Das Alter hat auch Vorteile. Man sammelt Lebenserfahrung, fällt nicht mehr auf jede Mode herein, der Mantel des Vergessens deckt so manches zu. 17 Jahre sollten dafür eine angemessene Zeit sein. Mitnichten.

Beim Vitara ist es genau umgekehrt. Er war nie weg, irgendwie immer da - auch nachdem Suzuki die Produktion 1998 eingestellt hatte. So gesehen hat uns das Revival überrascht, quasi auf dem falschen Fuß erwischt. Mit dem alten Vitara hat der im März ausgelieferte kompakte SUV natürlich so gut wie nichts mehr gemein, dazwischen liegen Welten - auch technisch. So viel zum Vergessen.

Foto: Stockinger

Multimedia zum Beispiel gab es in urgrauer Zeit nicht, jetzt ist das Display online, weil mit Smartphone kombinierbar. Und weil Vitara angeblich von "Leben" kommt, kann es vorkommen, dass er mit uns spielt, sich der Bordcomputer aufhängt wie im richtigen Leben der PC. Passiert dies nach dem Ausparken, kann das zu ungewollter Komik führen, wenn die Rückfahrkamera beim Vorwärtsfahren die zurückgelegte Strecke auf dem Display abspult. Ziemlich hektisch, was sich da im Rückblick tut. Da hilft nur: Zündung abschalten. Beim Neustart war wieder alles okay, auch die am Lenkrad zu bedienende Lautstärkenregelung funktionierte wieder.

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Dass ein CD-Player standardmäßig nicht mehr inkludiert ist, schmerzt alte Eisen wie uns, die mit herunterladbaren Musiktiteln irgendwie auf Kriegsfuß stehen. Aber irgendwann werden auch wir ein Standardrepertoire abgespeichert haben, um nicht auf das gemeine Düdldü aus dem Radio angewiesen zu sein.

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Bei den wirklich wichtigen Qualitäten lässt der Vitara kaum Wünsche offen. Ziemlich viel Auto für diese Preisklasse. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt, wenngleich wir beim Interieur schon Exklusiveres gesehen haben. Dafür ist es gegen Aufpreis individuell (farblich abgestimmt auf das Outfit) gestaltbar. Mit knapp 1300 Kilogramm ist der neue Vitara ein Leichtgewicht im Allradsegment, das mit 120 PS auch ausreichend motorisiert ist. Assistenzsysteme wie Kollisionswarner, adaptive Abstandskontrolle und Notbremswarner sind vielleicht ein bisschen übertrieben (noch können wir den Abstand zum Wagen vor uns mit freiem Auge abschätzen), aber man gewöhnt sich auch daran.

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Wer dem Fahrwerk Drive verleihen will, wechselt mittels Drück-dreh-Schalters in der Mittelkonsole den Modus. Für den Winter gibt es Schnee/Sand/Schlamm, in der Regel ist man mit "automatisch" aber ausreichend bedient. Das Fünf-Gang-Getriebe hingegen ist ausbaufähig, ab 90 km/h bewegt man sich in den höheren Drehzahlbereich, was energieverbrauchstechnisch auf Dauer nicht ideal erscheint, zumal so verbrauchsdämpfende Einrichtungen wie die (übrigens vorzüglich funktionierende) Start-Stopp-Automatik konterkariert werden. Der Sechs-Gang-Dieselmotor wäre diesbezüglich als Alternative in Erwärung zu ziehen. (Luise Ungerboeck, 8.5.2015)

Eine zweite Meinung noch: Was lange währt, wird endlich gut - könnte man hinsichtlich des neuen Vitara sagen. Denn prinzipiell ist das ein sehr gelungener Neuzugang in einem boomenden Segment, hübsch und praktisch und kompakt. Andererseits ist das Motorenangebot extrem schmal, und die Materialanmutung im Interieur bekommen manche andere besser hin. Allrad? Selbstverständlich verfügbar, das ist Suzuki dem Vitara schuldig. Lässt sich kinderleicht bedienen und reicht für die meisten Abstecher in die Gstätten. Fazit? Sympathisch vielseitiger, komfortabler Typ. (stock, 8.5.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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