Der ewige Jaromír Jágr wartet auf Österreich.

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Prag - Mit einem Sieg gedenkt Tschechiens Eishockeynationalmannschaft am Freitag (16.15 Uhr, Liveticker derStandard.at/Sport, ORF Sport Plus) vor 17.383 Zusehern in der Prager O2-Arena den "Tag der Befreiung" zu begehen. Wegweisend wird der zu erwartende Erfolg gegen Österreich für den weiteren Verlauf der Heim-WM kaum sein können. Schließlich waren Auswahlen des ÖEHV noch selten ein ernster Prüfstein. Seit dem Ende der CSSR 1992 gab es neun tschechische Siege in ebenso vielen Partien. Der bis dato letzte österreichische Erfolg gelang eben gegen die Tschechoslowakei – 3:1 im Jänner 1932.

Damals war Jaromír Jágr natürlich noch nicht von der Partie, aber der große, 43 Jahre alte Mann aus Kladno bei Prag, der heute zu seinem 75. WM-Spiel aufs Eis geht, war schon vor 25 Jahren dabei, als die CSSR in der Schweiz Bronze gewann.

Nummer 68

Jágr, der Olympiasieger von 1998, das Mitglied des Triple Gold Clubs, dem bisher 25 Spieler (und ein Trainer) angehören, die Gold bei Olympia und Weltmeisterschaften sowie den Stanley Cup der National Hockey League (NHL) gewonnen haben, hat für seine zehnte WM einen Rücktritt vom Rücktritt vollzogen, nachdem er auch seinen Vertrag bei den Florida Panthers, seinem achten NHL-Klub, um eine Saison verlängerte. Im Vorjahr, nach der Niederlage im Spiel um WM-Bronze gegen Schweden in Minsk, hätte eigentlich Schluss sein sollen für die legendäre Nummer 68 im tschechischen Team.

Damals, so die Annahme, hätte die Geschichte von der Dressennummer, die an den Prager Frühling und an seinen damals in politischer Haft gestorbenen Großvater gemahnt, zum letzten Mal in diesem Zusammenhang erzählt werden sollen. Doch dann lockte Jágr die Aussicht auf sein drittes WM-Gold, vielleicht auch wegen der Magie der Zahlen – 2005 Wien, 2010 Köln, 2015 Prag.

Die Extraenergie

Der bisherige Verlauf der Vorrunde spricht allerdings gegen diese Serie. Das 5:6 nach Penaltyschießen zum Auftakt gegen Schweden, vor allem aber das 3:6 gegen Turnierfavorit Kanada haben den Fans viele Illusionen über die Stärke der Truppe von Coach Vladimir Ruzicka genommen. Jágr selbst hat sich mit seiner reichen Erfahrung längst ein eigenes Bild über die Auswahl gemacht, die seinem ehemaligen Mitstreiter aus der goldenen Olympiamannschaft von Nagano zu Verfügung steht. "Die Fans haben hohe Erwartungen und sehen uns vielleicht in einem besseren Licht als wir uns selbst", sagte er.

Für Jágr, der nur schwer vom Stock lassen kann, solange er nicht an einem Stock geht, ist Eishockey ein Jungbrunnen. "Meine jungen Mitspieler geben mir Extraenergie", sagt er. (lü, 8.5.2015)