Linz/Würzburg - Der designierte Linzer Landestheater-Intendant Hermann Schneider wechselt erwartungsgemäß zwei der bisherigen Spartenleiter durch Weggefährten aus dem Mainfrankentheater Würzburg, seiner derzeitigen Wirkungsstätte, aus: Schauspiel-Chef Gerhard Willert wird von Stephan Suschke abgelöst, in der Jugendschiene folgt Nele Neitzke auf John F. Kutil. Bei Oper, Musical und Ballett bleibt alles beim Alten.

Schneider übernimmt das Landestheater mit der Spielzeit 2016/17. Den Wechsel im Schauspiel hat er bereits mehrmals angedeutet, am Donnerstag präsentierte er sein neues Team der Presse. Eine Stunde zuvor war das Ensemble informiert worden. Das Ballett bleibt weiter in den Händen von Mei Hong Lin, das Musical in jenen von Matthias Davids. Generalmusikdirektor bleibt bis Sommer 2017 Dennis Russel Davies, dann folgt ihm Markus Poschner als Opernchef und Chefdirigent des Brucknerorchesters Linz nach.

An der Zeit, etwas zu ändern

Schneider lobte Willert als "außergewöhnlich sympathischen, versierten, erfahrenen Theatermann". Aber gerade wenn jemand schon so lange - im konkreten Fall seit 1998 - Schauspieldirektor ist, sei es an der Zeit, etwas zu ändern. Die Trennung sei "keine mangelnde Wertschätzung, sondern ein neuer Impuls", betonte Schneider.

Suschke sieht die Latte durchaus hoch gelegt: "Wenn man ein Haus übernimmt, das nicht funktioniert, ist es leicht zu reüssieren", aber Willert habe eine Arbeit abgeliefert, die Publikum angelockt hat. Seine persönlichen Eindrücke von Linzer Theaterbesuchen? "Ich habe Vorstellungen gesehen, die ich gut fand, und welche, mit denen ich nichts anfangen konnte", auch bei den Schauspielern habe er "sehr gute" erlebt und "welche, bei denen ich Fragen hätte".

Suschke: "Kluge Mischung, die nicht beliebig ist"

Insgesamt wollte er sich aber weder personell noch programmatisch schon festlegen. Nur soviel: Er strebe eine "kluge Mischung, die nicht beliebig ist" an. Unterhaltung sei "ganz wesentlich", aber eine Frage des Niveaus, findet der angehende Schauspiel-Chef. Der Spielplan werde an der österreichischen Dramatik nicht vorbeigehen, kündigte er an, er habe sich bereits mit Raimund und Nestroy, aber auch mit jungen Autoren befasst, Elfriede Jelinek sei "eine Ikone", Felix Mitterer "sehr interessant".

Suschke wurde 1958 in Weimar geboren. Der studierte Theaterwissenschafter arbeitete lange mit Heiner Müller am Deutschen Theater Berlin zusammen. Nach dessen Tod wurde er stellvertretender Intendant und schließlich künstlerischer Leiter des Berliner Ensembles. Nach einer Phase als freischaffender Regisseur kam er ans Mainfrankentheater, wo er seit 2013 Schauspieldirektor ist.

Neitzke: "Schauen wir mal"

Die künftige Leiterin des Jungen Theaters, Nele Neitzke, hat in Hannover Literatur- und Erziehungswissenschaften studiert und viel in der Theaterpädagogik gearbeitet. Von 2007 bis 2013 war sie als Theaterpädagogin, Schauspieldramaturgin und Regisseurin am Theater in Ulm tätig. Seit der Saison 2012/13 leitet sie das Junge Theater in Würzburg. Zu ihren Plänen für Linz ließ sie sich ebenfalls kaum etwas entlocken: Sie sieht sich selbst "noch mehr am Anfang der Suche" wie Suschke. Die "bekennende Hannoveranerin" will jetzt erst einmal das Ensemble und die Stadt kennenlernen. Zusammengefasst: "Schauen wir mal." (APA, 7.5.2015)