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John Oliver half mit, das sperrige Thema der Netzneutralität bekannt zu machen

Foto: AP/Shotwell

Wie erklärt man öffentlichkeitswirksam netzpolitische Themen? Die Blaupause lieferte der Comedian John Oliver, der sich in der satirischen US-Nachrichtensendung "Last Week Tonight" dem Thema Netzneutralität annahm. Wortreich zerpflückte er darin Argumente der Telekomkonzerne, die eine Überholspur im Internet wollen, auf der bestimmte Datenpakete schneller transportiert werden können, sofern dafür bezahlt wird.

Entscheidender Faktor

Damit würde allerdings das offene Internet dem Big Business geopfert, denn Start-Ups, Blogger oder Nichtregierungsorganisationen können sich diese Überholspur nicht leisten. John Olivers Video erreichte via Youtube Millionen Seher und war gewichtiger Grund dafür, dass die US-Regulierungsbehörde die Netzneutralität, also die Gleichbehandlung aller Datenpakete, gesetzlich verankerte. Zu viele Menschen verstanden die Pläne der Telekoms und die Wichtigkeit der Netzneutralität.

LastWeekTonight

Vorbild in Indien

Netzaktivisten in Indien nutzen diese Erfahrungen und setzten ebenfalls auf Satire, um für Netzneutralität zu streiten. In einem Video kritisierten sie internet.org, ein Facebook-Projekt, das in Schwellen- und Entwicklungsländern Zugang zu ausgewählten Webseiten kostenlos anbietet. Dafür arbeitet der Internet-Konzern mit lokalen Mobilfunkern zusammen.

Allerdings bestimmt Facebook allein, welche Seiten frei zugänglich sind. Neben Facebook kann auch das Online-Lexikon Wikipeda genutzt werden. Lokale Firmen oder Medien müssen sich allerdings einkaufen. Thomas Lohninger von savetheinternet.eu bezeichnete dies auf der Internetkonferenz Republica in Berlin als "digialen Kolonialismus". Der Netzaktivist macht sich seit Jahren für Netzneutralität stark.

Kritik an Facebook

Mit dem Video haben die Netzaktivisten in Indien einen Diskussion losgetreten, die einige Partner von Facebook zu einem Umdenken bewogen haben. Sie unterstützen internet.org nun nicht mehr.

Selbst stellte Lohninger auf der Republica ebenfalls ein Video vor, das mithelfen soll, die Netzneutralität in der EU gesetzlich zu zementieren. "Netzneutralität tötet" ist der Titel des Films.

alexanderlehmann

Das Thema Netzneutralität wird derzeit in EU-Gremien verhandelt und es sieht schlecht für die Netzneutralität aus, unter anderem, da "viele Staaten Anteile an Telekomfirmen halten", so Lohninger. (Markus Sulzbacher aus Berlin, 7.5. 2015)