Die Prüfungssituation wurde recht authentisch simuliert.

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Ein Siegel schützt die Aufgaben. Bei der Journalistenmatura wurde es von Bifie-Direktor Horschinegg geöffnet.

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Auch Journalisten kann einmal eine Panne passieren.

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Wien – Was für viele ein Albtraum ist, ist für sieben Journalisten am Mittwoch Realität geworden: Sie müssen die Matura noch einmal machen. Allerdings nicht im Angstfach Mathematik, das wohl für viele schlechte Träume sorgt, sondern in Englisch. "Wir wollten den Medien ein Gefühl dafür geben, was bei der neuen Matura verlangt wird", sagt Jürgen Horschinegg, Leiter des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) am Standort Wien.

Am Mittwochvormittag haben zuvor 19.200 Maturanten an den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) die neue Reifeprüfung absolviert. Der Test ist problemlos verlaufen, dem Bifie wurden keine Zwischenfälle gemeldet, wie Horschninegg berichtet. Am Donnerstag sind Spanisch und die Volksgruppensprachen dran.

Die Journalisten absolvieren die Englischmatura am Mittwochnachmittag. Sie müssen allerdings nicht alle Aufgaben lösen, was viereinhalb Stunden dauern würde. Auch die Schreibaufgaben bleiben ihnen erspart. War die Nervosität am Anfang nicht allzu groß, sorgt dann doch das Bifie für eine angespannte Prüfungsatmosphäre.

Keine Smartphones erlaubt

Bifie-Mitarbeiterin und Native Speakerin Dianne Davies sammelt vor Beginn der Prüfung alle Smartphones der Journalisten ein, um zu vermeiden, dass jemand schummelt und im Netz nach Übersetzungen sucht. Wörterbücher und andere Hilfsmittel sind nämlich bei der gesamten Englischmatura verboten. Die Tische müssen leergeräumt werden, die Taschen an die Wand gestellt, jeder Journalist sitzt für sich. Mit Mineralwasser und zwei schwarzen Finelinern ausgestattet starten die Prüflinge.

Bifie-Direktor Horschinegg öffnet das Siegel des ersten Aufgabenpakets. Das Leseverständnis wird abgeprüft. In einem Text geht es um Verkehrs- und Luftqualitätsprobleme in China, im zweiten um Verkehrskontrollen in Sydney. Die Schüler mussten noch zwei weitere Texte zum Einfluss neuer Technologien auf die Familie und zu den Erfahrungen einer Studentin mit Babysitting lesen. Die Leseaufgaben fallen noch leicht. Zwar sind ein paar Fallen eingebaut, aber richtig schwierig wird es erst bei der nächsten Aufgabe.

Probleme bei Hörverständnis

Schon bei der eigenen Matura, die acht Jahre zurückliegt, hat die Autorin dieses Textes in Englisch zentral maturiert. Damals im Schulversuch. Zwar war damals die "Listening Comprehension" auch die schwierigste Aufgabe, aber so ganz ohne Training fällt sie heute noch schwerer. Die Olympia-Läuferin Aliann Pompey, die auch Teenager unterrichtet, wird interviewt. Man muss gleichzeitig hören und die Aufgabenstellung lesen. Die Aussprache ist nicht immer einfach, die Hintergrundgeräusche machen es nicht gerade leicht herauszuhören, ob der Trainer von Aliann jetzt sagt, dass es für 400-Meter-Läufe essenziell ist, dass man eine schnelle und gute Renntaktik hat, dass man entschlossen und schnell ist, dass man fokussiert und schnell ist oder schnell und stark.

Die Journalisten ächzen. Die Höraufgaben werden zweimal vorgespielt, dann gibt es 45 Sekunden Zeit, um die richtigen Lösungen am Antwortblatt auszufüllen. Ja, das Antwortblatt. Bei der Zentralmatura gibt es Aufgabenhefte, in denen die Beispiele aufgeführt werden, im Heft befindet sich das Antwortblatt, das man heraustrennen muss und am Ende der Lehrerin zur Benotung abgeben. Eigentlich kein schwieriges System, würde man glauben. Trotzdem eine Herausforderung für die Autorin, wie sich später zeigen wird.

Der Sprung von Baumgartner

Das letzte Aufgabenheft, das die Journalisten bekommen, heißt "Sprachverwendung im Kontext". Darin findet sich ein Lückentext zum Extremsportler Felix Baumgartner, der 2012 aus der Stratosphäre auf die Erde gesprungen ist. Im zweiten Text über Archäologie muss man überflüssige Wörter streichen, der dritte Text über Suffragetten ist ebenfalls ein Lückentext. Die Maturanten am Vormittag mussten auch einen Text über den "Pastafarianismus" von dem heutigen Neos-Abgeordneten bearbeiten. Im Aufgabenheft der Journalisten befindet sich dieser Text nicht.

Nach der Prüfung sind alle erleichtert. Die Journalisten müssen keinen Essay darüber schreiben, ob ihrer Meinung nach Jugendliche Risiken eingehen sollten oder nicht. Die Maturanten haben 400 Wörter darüber geschrieben und einen Blogeintrag über Radfahren in der Stadt, gefordert waren 250 Wörter. Die Schüler hatten dafür zwei Stunden Zeit.

Matura bestanden

Noch wissen die Maturanten nicht, ob sie die Reifeprüfung bestanden haben. Für die Journalisten wertet Davis gemeinsam mit Eva Dousset-Ortner, Teamleiterin für die lebenden Fremdprachen, die Prüfungsbögen aus. Jeder bekommt einzeln Feedback. "You did quite well, but in the end I could have killed you", sagt Davis zur Autorin dieses Textes. Der Grund: Bei der letzten Aufgabe hat sie die Lösungen nur ins Aufgabenheft, aber nicht ins Antwortblatt eingetragen. Trotz dieses Fehlers hat sie – so wie alle anderen Journalisten – die Matura (noch einmal) bestanden. (Lisa Kogelnik, 7.5.2015)