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Pornos gehören online zu den meistkonsumierten Inhalten.

Foto: AP/Mayo

Pornos gehören online zu den meistkonsumierten Mediengattungen: Die Branche soll laut Historikern sogar für verschiedene IT-Innovationen wie Videostreaming verantwortlich zeichnen. Allerdings werde das Thema von der Gesellschaft tabuisiert, beklagen Louise Becker und Djure Meinen. Die beiden Aktivisten haben sich deshalb nun auf der Republica ausführlich Online-Pornografie gewidmet. Sie fordern, dass Konsumenten die Entstehungsbedingungen der Clips reflektieren und darüber nachdenken, "was wir tun können, um Pornos lustvoll schauen zu können".

Keine strikte Ablehnung

Denn um eine Verteufelung der Pornografie an sich geht es den Aktivisten beileibe nicht: Sie gaben an, selbst Pornos zu konsumieren. Studien, wonach die sexuelle Entwicklung Jugendlicher durch Pornos leide, wurden von Becker und Meinen angezweifelt. Ebenso denken sie nicht, dass Pornos aus feministischer Perspektive strikt abzulehnen seien. Allerdings müssten Konsumenten kurz innehalten und überlegen, wie Pornos entstehen – was wohl zu Unbehagen führen dürfte.

Produktionsbedingungen im Fokus

Grund für das Unwohlsein: Ein Großteil der Filme wird oft in verarmten Gegenden gedreht. Fraglich ist, ob die Darsteller ihren Job aus freien Stücken gewählt haben oder aus Alternativlosigkeit dazu gedrängt werden. Darüber gibt es laut "Heise" großen Streit: Die Branche denkt, dass mindestens 80 Prozent der Sexszenen wirklich aus freien Stücken gedreht würden. Kritiker sehen das Verhältnis umgekehrt. Verlässliche Studien fehlen.

Gratisporno im Netz sorgt für Probleme

Friedensforscherin Becker und Blogger Meinen denken, dass das riesige kostenfreie Porno-Angebot im Netz zu einer Verschlimmerung der Situation geführt hat. Die beiden Vortragenden nennen drei ethische Bedingungen, um faire Pornografie herzustellen: Bei der Produktion müssen alle Handlungen freiwillig sein und die Darsteller nicht schädigen. Bei der Repräsentationsethik solle Zusehern klargemacht werden, dass alle Handlungen (auch wenn diese selbst erniedrigend sind) aus freien Stücken erfolgen, der devote Part also diese Rolle gern und freiwillig eingenommen hat. Die Rezeptionsethik hat dann die Medienkompetenz der Konsumenten zum Inhalt.

Ethik der Pornografie

Die zu stärken ist auch eine Forderung der beiden Blogger: Nutzer von pornografischen Inhalten sollen in der Lage sein, die Bildsprache und Produktionsbedingungen der Filme zu analysieren. Das sei besonders bei jungen Menschen wichtig. Mit zwei anderen Vorschlägen könnten Meinen und Becker auf wenig Gegenliebe stoßen: Sie haben sich überlegt, dass bei kostenpflichtigen Pornos wohl mehr Geld für faire Produktionsbedingungen übrig bliebe. Deshalb sei es sinnvoll, für Pornos zu bezahlen. Um das überprüfen zu können, sollte außerdem eine Art Qualitätssiegel für faire Pornografie eingeführt werden. Das Wichtigste sei aber, Pornos nicht mehr als Tabu zu betrachten. (fsc, 7.5.2015)