Bild nicht mehr verfügbar.

Unter dem ehemaligen Polizeichef Jon Burge wurden Männer gefoltert.

Foto: AP/Rich Hein

Washington - Die Stadt Chicago zahlt dutzenden Männern eine Entschädigung, die vor mehr als 25 Jahren von der Polizei gefoltert wurden. Die meisten der Folteropfer sind Afroamerikaner, wie die Zeitung "Chicago Tribune" berichtete. Sie waren zwischen 1972 und 1991 unter dem damaligen Polizeichef Jon Burge misshandelt worden, um Geständnisse zu erpressen.

Am Mittwoch stimmte der Stadtrat nun für Entschädigungszahlungen in Höhe von insgesamt 5,5 Millionen Dollar (4,8 Millionen Euro). Die meisten der knapp hundert Männer kamen aus der verarmten Stadtteilen der South Side von Chicago. Die Stadt hatte sich jahrzehntelang gegen eine Wiedergutmachung gestemmt. Nun sprach Bürgermeister Rahm Emanuel von einem "wichtigen Schritt, um ein Unrecht wiedergutzumachen und einen Makel zu entfernen". Die Stadt sprach den Opfern zudem eine förmliche Entschuldigung aus und will sie neben der Entschädigungszahlung auch durch Beratung und kostenlose Bildungsangebote unterstützen.

"Historischer Schritt"

Der US-Chef der Menschenrechtsorganisation, Amnesty International, Steven Hawkins, sprach von einem "historischen Schritt", mit dem Chicago dem Land und der ganzen Welt zeige, dass es für Entschädigungen wegen so "schrecklicher Verbrechen" wie Folter "kein Verfallsdatum" gebe. Nach Angaben von Amnesty wurden die Betroffenen in Chicago nach ihrer Festnahme unter anderem mit Schlägen, Elektroschocks, simuliertem Strangulieren und simulierten Hinrichtungen gefoltert. Von den weißen Polizisten seien sei dabei oft rassistisch beschimpft worden.

In den USA haben in den vergangenen Monaten eine Reihe tödlicher Polizeieinsätze gegen Schwarze immer wieder für Empörung gesorgt. Nach tödlichen Polizeischüssen auf einen schwarzen Teenager in der Kleinstadt Ferguson im August stellte eine Untersuchung eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Schikanierung von Afroamerikanern fest. (APA, 7.5.2015)