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Eine Frau steht vor einem zerstörten Tempel in Kathmandu.

Foto: APA/EPA/DIEGO AZUBEL

Kathmandu - Bei dem verheerenden Himalaya-Erdbeben sind in Nepal wohl doppelt so viele Häuser zerstört worden wie zunächst gedacht. Rund 256.000 Häuser seien kaputt, teilte das UNO-Büro für Katastrophenhilfe (OCHA) in der Nacht auf Donnerstag mit. Weitere 213.000 Häuser seien schwer beschädigt. Vor allem die Stein- und Lehmhäuser in den Bergen hätten dem Beben der Stärke 7,8 nicht standgehalten.

Etwa ein Viertel der 31 Millionen Einwohner Nepals ist nach UNO-Schätzungen von dem Beben betroffen. Bisher wurden nach offiziellen Angaben rund 18.000 Tonnen an Lebensmitteln wie etwa Reis, Zucker, Salz, Bohnen und Linsen verteilt. Lokale Journalisten berichten aber, dass viele Hilfslieferungen an den Flughäfen lägen, weil es zu wenige Helikopter und zu wenige bergerfahrene Piloten gebe, um die Lieferungen zu verteilen. Bei dem Beben vor fast zwei Wochen starben mindestens 7.700 Menschen, davon allein 7.600 in Nepal.

Weitere von Erdrutschen verschüttete Straßen konnten laut lokalen Medien mittlerweile freigeräumt werden. So sei der Araniko Highway, der von der Hauptstadt Kathmandu gen Osten führt, nun einspurig befahrbar, berichtete die Zeitung "Kantipur" online. China hilft demnach bei den Räum- und Reparaturarbeiten.

Kuba schickt Ärzte

Kuba will Nepal mit medizinischem Personal unterstützen. 48 Helfer, darunter 22 Ärzte, sollen bald in das asiatische Land reisen, berichteten Medien am Mittwochabend in der kubanischen Hauptstadt Havanna unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Der kleine Karibikstaat hatte im Vorjahr schon mehr als 250 Helfer nach Westafrika für den Kampf gegen Ebola geschickt.

Aktivisten warnen vor zunehmendem Menschenhandel

Aktivisten haben nach dem Erdbeben in Nepal vor einer Zunahme des Menschenhandels in den betroffenen Gebieten gewarnt. Vor allem obdachlos gewordene Frauen und Kinder seien in Gefahr, warnte die Nichtregierungsorganisation Maiti Nepal am Mittwoch.

An der durchlässigen Grenze zu Indien sei bereits ein Anstieg verdächtiger Fälle registriert worden. Dort hatte es in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Menschenhandel gegeben, wobei Frauen und Kinder aus Nepal in Sklaverei und Prostitution gezwungen werden.

Spezialteams im Einsatz

"Mädchen sind einem hohen Risiko von Menschenhandel und sexuellem Missbrauch ausgesetzt und müssen geschützt werden", sagte Maiti-Nepal-Gründerin Anuradha Koirala. Ihre Organisation habe die Beobachtungen an der Grenze zu Indien deshalb verstärkt. Die nepalesische Polizei erklärte, es seien Spezialteams im Einsatz, um in Notunterkünften sicherzustellen, dass Frauen und Kinder nicht in Gefahr seien. Die nepalesische Menschenrechtskommission warnte jedoch, dass sich mutmaßliche Menschenschmuggler als Mitarbeiter von Hilfsorganisationen tarnen könnten.

Angesichts von Arbeitslosigkeit, Armut und Geschlechterdiskriminierung sind Frauen und Kinder in Nepal für Menschenhändler leichte Beute. Ein Bericht der nepalesischen Menschenrechtskommission aus dem Jahr 2013 listet 29.000 Fälle von Menschenhandel oder versuchtem Menschenhandel auf. (APA, 7.5.2015)