Neos-Chef Matthias Strolz hat seinem Hang zur aktionistischen Symbolpolitik wieder einmal freien Lauf gelassen und sich bei der Sitzung der Landeshauptleute in St. Pölten als Partycrasher versucht. Sie haben ihn vorhersehbar nicht ins Landhaus hineingelassen, weswegen er einige Thesen an die Tür nagelte, äh, klebte.

Die Thesen richten sich gegen die teilweise undurchsichtigen, teilweise unbehaglichen Zustände im Machtbereich Bundesländer. Wenn Strolz etwa ein Ende der Vertuschung und eine Offenlegung unklarer Landeshaftungen fordert, dann muss man ihm angesichts der obigen Standard-Story, dass rund 30 Milliarden Haftungen der Länder nicht recht begründbar sind, eher recht geben. Wohin das fröhliche Ausstellen von Haftungen führt, sehen und erleben wir derzeit leidvoll in Kärnten. Nun sind keineswegs alle Landeshauptleute gefährliche Scharlatane, wie der verewigte Jörg Haider einer war, aber leichtfertige Haftungen sind nicht ganz unvorstellbar.

Das Gefüge unserer 70 Jahre alten Republik knirscht und kracht schon an etlichen Enden, und die stark gewachsene Macht der Länder und ihrer Fürsten gehört dazu. Was noch bis vor relativ kurzer Zeit als liebenswert-austriakische Folklore von grantelnden Volkslieblingen und autoritär-jovialen Machtmenschen durchging, wirkt jetzt nicht mehr so ganz überzeugend. Eine Art Reformation wäre wohl zeitgemäß. (Hans Rauscher, 6.5.2015)