Wien - Die Medienbehörde KommAustria macht "spätestens im ersten Halbjahr 2017" Ernst mit digitalem Radio nach dem Standard DAB+: Diesen Zeitpunkt nennt sie im jüngsten Digitalisierungskonzept, das mit Mai in Kraft trat, für eine Ausschreibung. Wie viele technische Plattformen sie dann ausschreibt, macht sie vom Pilotversuch in Wien und vom Betreiberinteresse abhängig.

Die Behörde geht in diesem Szenario von einer Entscheidung bis Ende 2017 und einem Regelbetrieb 2018 aus.

Abhängig von Nachfrage

Im Digitalisierungskonzept steht: "Abhängig von den Ergebnissen der Evaluierung nach Abs. 2 wird die KommAustria spätestens im ersten Halbjahr 2017 eine oder mehrere Bedeckungen für digitalen terrestrischen Hörfunk im Übertragungsstandard DAB+ ausschreiben."

Die Evaluierung nach Absatz 2 meint: Die Behörde werde "bei bestehenden und potentiellen Hörfunkveranstaltern die mögliche Nachfrage nach Kapazitäten und Verbreitungsgebieten erheben". Dabei will sie auch die Ergebnisse von Pilotversuchen berücksichtigen.

Bedarf erheben

Wieviele Programmplätze in DAB+ es braucht, will die Behörde in einer Startphase von DAB+ "grob" erheben - und danach festlegen, ob sie eine oder mehrere Programmplattformen (Multiplexe) ausschreibt. "Anders als bei der Bedarfserhebung 2011 sollen aber keine Programmkonzepte vorgelegt werden oder kein Nachweis der Finanzierbarkeit erbracht werden müssen", betont die Behörde in den Erläuterungen.

Sie schreibt dort aber auch: "Sollte die Evaluierung ergeben, dass eine Ausschreibung nicht sinnvoll ist, kann die Ausschreibung unterbleiben."

Wegen Skeptikern "nicht Möglichkeit verwehren"

Und die Behörde betont, wohl auch mit Blick auf bisherige DAB-Skeptiker: " Die betriebswirtschaftliche Entscheidung einzelner Hörfunkveranstalter von einer digital terrestrischen Verbreitung gänzlich Abstand zu nehmen, ist zu respektieren. Sie stellt aber keinen Grund dar, anderen Marktteilnehmern, die in DAB+ eine zukunftsträchtige Technologie sehen, die Möglichkeit zu verwehren, entsprechende Geschäftsmodelle zu entwickeln."

Ohne ORF und Kronehit

Der Pilotversuch in Wien verschob sich schon vielfach, vor allem wegen des zögerlichen Zugangs des ORF. Zuletzt zogen sich Radio-Marktbeherrscher ORF und das einzige bundesweite Privatradio Kronehit im Parallelschwung recht abrupt wieder aus dem Pilotversuch zurück.

Der Hintergrund: Digitalradio DAB+ erfordert neue Empfangsgeräte, vervielfacht aber auch den Platz für Radioprogramme. Das kann potenziell den Markt neu ordnen - und alte Marktpositionen und technische Möglichkeiten ein Stück relativieren. (red, 7.5.2015)