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Personalchef Ulrich Weber verhandelt mit der Gewerkschaft GDL.

Foto: Reuters/Hanschke

Sie wollen beide das Gleiche: ein möglichst gutes Verhandlungsergebnis für die jeweilige Seite. Dafür kämpfen sowohl Claus Weselsky, Chef der deutschen Lokführergewerkschaft GDL, als auch Ulrich Weber, Personalvorstand der Deutschen Bahn, ziemlich hart.

Doch in einem Punkt steht Weber deutlich in Weselskys Schatten. Er kann immer noch durch Deutschland spazieren, ohne dass er gleich erkannt wird. Das hat nicht nur mit etwas weniger TV-Auftritten zu tun, sondern auch mit der Gestaltung derselben. Während sein Widersacher Weselsky gerne lautstark gegen die Bahn poltert, ist Weber eher ein Mann der leisen Töne.

Doch unterschätzen sollte man ihn nicht. Auch er gilt als beinharter Verhandler. Hinter seinen gelegentlich mit Leidensmiene vorgetragenen Statements steckt ebenfalls eine Strategie: Die Bahn, so die Botschaft, ist das Opfer und hat auf jeden Fall das Mitleid aller Reisenden verdient.

Unterschiedlich ist auch die Herkunft der beiden. Während Weselsky (56) eine Schlosserlehre absolvierte, studierte Weber (65) Jus. Danach arbeitete er zunächst in seiner Heimat Krefeld (Nordrhein-Westfalen) als Rechtsanwalt. Doch bald erfolgte der Wechsel in die Wirtschaft. Er war für die Ruhrkohle AG in Essen tätig, für die Westfälische Berggewerkschaftskasse, die Deutsche Montan Technologie GmbH Bochum/Essen und die RWE Rheinbraun AG in Köln.

2001 wurde Weber Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Ruhrkohle AG, er blieb in dieser Funktion auch im Nachfolgeunternehmen Evonik (Spezialchemie). Dort hätte Weber noch länger ein gut bezahltes Dasein haben können. Doch 2009 ereilte ihn der Ruf der Deutschen Bahn.

Weniger Gehalt, ein Unternehmen mit vielen Baustellen, warum er den Wechsel wollte, erklärte Weber so: "Die Bahn als Organisation in der Größe, in der Struktur, in der Eigentümersituation ist einfach eine interessante Aufgabe." Und Weselsky war damals ja auch schon GDL-Chef.

2013 wurde es für ihn kurz brenzlig. Damals war die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz (200.000 Einwohner) tagelang weitgehend vom Schienennetz abgeschnitten, weil so viele Fahrdienstleiter krank waren. Selbst Bahnchef Rüdiger Grube sah eine "Blamage". Dennoch wurde der Vertrag von Personalvorstand Weber bis 2017 verlängert. Bis dahin will er noch im Amt bleiben – und die Lokführergewerkschaft in die Schranken weisen. (Birgit Baumann, 7.5.2015)