Deutschfeistritz – Beim Zusammenstoß zweier Personenzüge nahe Graz ist am Mittwoch einer der beiden Lokführer, ein 21-Jähriger aus der Region, ums Leben gekommen. Mehrere Fahrgäste wurden verletzt. Eine 60-Jährige befand sich in Lebensgefahr und wurde wie der zweite Lokführer (46) ins Spital geflogen. Das Unglück mit zwei Zügen der Steiermärkischen Landesbahnen passierte in Waldstein (Bezirk Graz-Umgebung).
Die Züge prallten gegen 10.15 Uhr frontal aufeinander. Mehrere Personen waren "massiv eingeklemmt", berichtete die Feuerwehr. Die Verletzen wurden befreit und von der Rettung versorgt. Für einen der beiden Lokführer kam jede Hilfe zu spät, der zweite wurde laut ÖAMTC mit "nicht allzu schweren Verletzungen" mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
Eingleisige Strecke
Landesbahnen-Chef Wittmann erklärte, dass die Strecke an der Unfallstelle eingleisig geführt wird und ein Kreuzungsbereich zum Ausweichen anschließt. Die Sicherung der Stelle wird von einem Fahrdienstleiter in Weiz übernommen, der per Telefon die Freigabe für einen der beiden Lokführer gibt, während der andere zu warten hat. Im vorliegenden Fall hätte der Zug Richtung Peggau offenbar in der Haltestelle Waldstein bleiben müssen.
Etwa 70 bis 100 Meter nach der Haltestelle kam es zur Kollision, der Zug kann daher noch nicht schnell unterwegs gewesen sein. Der Gegenzug fuhr mit maximal 50 km/h. Eine höhere Geschwindigkeit ist an der Stelle nicht erlaubt.
Gespräche aufgezeichnet
Alle Gespräche zwischen Fahrdienstleiter und Lokführer werden aufgezeichnet, müssten aber erst ausgewertet werden, hieß es. Ersten Angaben des Fahrdienstleiters zufolge war bis zur Kollision alles planmäßig verlaufen. Das Landeskriminalamt Steiermark hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt aufgenommen.
Die Rettung war mit 55 Personen, darunter vier Notärzte, und mit zehn Fahrzeugen im Einsatz. Die Feuerwehr rückte mit rund 120 Helfern an, wobei knapp 30 wegen einer Übung relativ rasch an Ort und Stelle waren. Der ÖAMTC flog mit zwei Hubschraubern, das Innenministerium mit einem.
Laut Wittmann begegnen sich die beiden Züge auf der Strecke nur ein bis zwei Mal pro Tag, im Schnitt verkehrt pro Stunde ein Zug durch Waldstein. Rund 800 Personen fahren täglich auf der Strecke. Für die Sicherung der Lokalbahn ist die telefonische Freigabe ohne Lichtanlage rechtlich ausreichend. Kommt kein Anruf oder gibt es Zweifel, müssen die Lokführer in jedem Fall warten, betonte der Landesbahnen-Chef.
Kritik von Gewerkschaft an Vorverurteilung
"Solange organisatorische und systemische Mängel im Betriebsablauf nicht ausgeschlossen werden können, ist es völlig unangebracht, bereits von menschlichem Versagen als Ursache des Zusammenstoßes zu sprechen", sagte Roman Hebenstreit, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida.
Er wies in einer Aussendung die "verfrühten Schlüsse und somit pietätlosen Vorverurteilungen von Beschäftigten" durch den Geschäftsführer der Steiermärkischen Landesbahnen, Helmut Wittmann, entschieden zurück. (APA, 6.5.2015)