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Augsburg, 6. Mai: Die deutsche Polizei nimmt Andreas H. fest.

Foto: APA/dpa/ Karl-Josef Hildenbrand

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Das Logo der Gruppe.

Foto: OSS via AP

Berlin – Mit einem Großaufgebot ist die deutsche Polizei am Mittwoch gegen eine rechtsextreme Vereinigung vorgegangen, die Anschläge auf Salafisten, Moscheen und Asylunterkünfte geplant haben soll. Innenminister Thomas de Maizière sprach von einem bedeutenden Ermittlungserfolg.

250 Ermittler in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern durchsuchten seit den frühen Morgenstunden zahlreiche Wohnungen von Verdächtigen, die Spezialeinheit GSG 9 nahm drei Männer und eine Frau fest, die zur Führungsriege einer bisher unbekannten Gruppe mit dem Namen Oldschool Society (OSS) gehören.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, die Organisation sei im November 2014 in Freiburg (Sachsen) gegründet worden. Die dazugehörige Facebook-Seite gibt es allerdings schon länger: Der erste Eintrag stammt aus dem September des Vorjahrs.

Sprengstofffund

Um Anschläge auf namhafte Salafisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte zu begehen, haben sich die Beschuldigten laut der deutschen Bundesanwaltschaft Sprengmittel beschafft. Bei Durchsuchungen seien pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft und weitere Beweismittel sichergestellt worden. Inwieweit die Gruppe konkrete Ziele oder Termine für Anschläge ins Auge gefasst habe, müssten die Ermittlungen ergeben.

Der 56-jährige Andreas H. und der 39 Jahre alte Markus W. sollen unter den Bezeichnungen Präsident und Vizepräsident als Rädelsführer der neuen Vereinigung fungiert haben. Neben ihnen wurden die 22-jährige Denise Vanessa G. und der 47 Jahre alte Olaf O. verhaftet. Sie sollten am Mittwoch und Donnerstag dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Holpriges Deutsch

Auf der Facebook-Seite der Gruppe, die am Mittwochabend vom Netz genommen wurde, ließen sich die Neonazis in holprigem Deutsch über die Bedrohung durch Antifa-Gruppen, die Deutschland "aus rassistischen Gründen vernichten" wollten, aus.

Außerdem wurde ein gefälschtes Schreiben des Verteidigungsausschusses des Bundestags verbreitet, dem zufolge der Copilot des Germanwings-Flugzeugs, das Ende März in den französischen Alpen abstürzte, kürzlich zum Islam konvertiert sei.

Die Gruppe ist offenbar nach dem Vorbild amerikanischer Rockervereinigungen organisiert. So gibt es einen "Chief of Security", der die Facebook-Freundeslisten der Anhänger überprüfen soll.

De Maizière sagte, möglicherweise sei die Bildung einer Organisation nach dem Vorbild der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) verhindert worden. Diese hatte mit einer jahrelang unentdeckt gebliebenen Mordserie Deutschland erschüttert. (red, Reuters, 6.5.2015)