Die Stimmung in der Verhandlungen der Vertreter von Eurogruppe und Internationalem Währungsfonds (IWF) habe sich "klimatisch verbessert". Aber von einem Durchbruch könne keine Rede sein. Mit dieser Aussage zur Lage des Krisenmanagements für Griechenland hat es der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling Dienstag vor dem Ministerrat in Wien via Reuters in internationale Medien geschafft.

Er brachte damit auf den Punkt, was nach jüngsten Erfolgsmeldungen der Regierung in Athen von einem angeblich kurz bevorstehenden Abschluss der Gespräche zu halten ist: wenig.

Die Eurogruppe, die sich am Montag wieder in Brüssel trifft, ist weit davon entfernt, die ausstehenden Kredite (7,2 Milliarden Euro) zu überweisen. Stattdessen brennt der Hut wegen einer möglichen Insolvenz des Landes, die durch negative Meldungen am Dienstag wahrscheinlicher geworden ist. Laut "Financial Times" soll der IWF den Eurostaaten dazu geraten haben, einen Schuldenschnitt vorzunehmen, was der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble umgehend dementierte. Davon sei beim Treffen in Riga vor einer Woche keine Rede gewesen. Die Schuldenlast ist bis 2022 durch Nachlässe und Zahlungsverschiebungen ohnehin gering. Gefährlicher ist die Wirtschaftslage. Gemäß der Frühjahrsprognose der EU-Kommission wird das Wachstum in Griechenland 2015 bescheidene 0,5 Prozent betragen, die Staatsschulden werden dadurch auf mehr als 180 Prozent ansteigen.

Erst 2016 sei dann mit einem Wachstum von 2,9 Prozent (statt 3,6) und einem Fall der Schulden auf 173 Prozent zu rechnen. Aber das sind unsichere Projektionen. Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis traf in Paris mit Finanzminister Michel Sapin zusammen, anschließend in Brüssel mit Währungskommissar Pierre Moscovici. Vizepremier Giannis Dragasakis sprach bei EZB-Chef Mario Draghi vor. Weil Anleger griechische Anleihen vermehrt aus den Depots werfen, verstärken sich die Gerüchte von einer bevorstehenden Insolvenz. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 6.5.2015)