Schlanke Strukturen sehen anders aus. Würde diese Regierung Reformbereitschaft in Sachen Verwaltung zeigen, müsste sie vor jeder Neuerung überlegen, ob mit dem bereits bestehenden Angebot nicht das Auslangen gefunden werden kann. Sie setzt aber auf bereits bestehende, sowieso großzügig bemessene Strukturen lieber noch eins drauf.

Die Ankündigung von Außenminister Sebastian Kurz, in San Francisco ein "Österreich-Center" zu errichten, ist so zu werten. Auf den ersten Blick wirkt die Idee eines Büros, in dem österreichische Jungunternehmer die nahe Silicon-Valley-Luft schnuppern können, frisch und modern. Aber als geplagter Steuerzahler ruft man sich das dichte Netz an österreichischen Stellen im Ausland vor Augen. Alle werden aus Steuergeldern bzw. Umlagen der Unternehmen finanziert.

Botschaften und Konsulate, Außenhandelsstellen (genannt "AußenwirtschaftsCenter") und Fremdenverkehrsbüros, Kulturinstitute - und jetzt ein Österreich-Center. In den USA unterhält die Wirtschaftskammer fünf Büros - darunter eines in Los Angeles.

Das Österreich-Center zu kritisieren mag kleinlich sein, und es mag Peanuts kosten, da es im Büro des Honorarkonsulats angesiedelt ist: Sebastian Kurz hat Wirtschaft nicht auf seiner Agenda; er spuckt mit dieser Initiative Wirtschaftsminister und Wirtschaftskammer in die Suppe. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 5.5.2015)