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Hilferufe in der nepalesischen Stadt Bhaktapur.

Foto: REUTERS/Athit Perawongmetha

Kathmandu/Wien - Einen Monat, im günstigsten Fall sechs Wochen, dann setzt in Nepal die Regenzeit ein. Im Himalajastaat, wo vor eineinhalb Wochen ein Erdbeben verheerende Schäden anrichtete, läuft ein Wettlauf gegen die Zeit. "Am dringendsten sind derzeit Notunterkünfte, deshalb verteilen wir Plastikplanen und Zelte", erklärt Thomas Preindl am Telefon. Der Caritas-Katastrophenhelfer ist gerade aus der nepalesischen Region Gohrka nach Kathmandu zurückgekehrt.

"In Gohrka befand sich das Epizentrum des Bebens. Es ist weitläufiges Gebiet mit steilen Berghängen und daher schwierig, in die Dörfer zu kommen", schildert Preindl. Wichtig sei daher die Informationserhebung, um zu wissen, wo genau welche Hilfe benötigt wird. Kritik am Krisenmanagement der nepalesischen Regierung, die in den letzten Tagen laut geworden ist, lässt Preindl nicht gelten: "Bei einer Katastrophe solchen Ausmaßes wäre jede Regierung überfordert."

Der gleichen Meinung ist Andrea Reisinger, Katastrophenhelferin des Österreichischen Roten Kreuzes, die sich seit einer Woche in Nepal befindet. Nach einer Lagebeurteilung im Bezirk Dhading koordiniert sie in Kathmandu mit Kollegen die Hilfsaktionen.

Hilfe verzögert sich

Nur bei einer Maßnahme der nepalesischen Regierung zeigt sich Reisinger zwiespältig: "Die Regierung hat die Hilfsaktionen zentralisiert. Alles muss über ihre Kanäle laufen, und das verzögert die Aktionen. Auf der anderen Seite haben nur Regierung und Militär die Kapazitäten, um die abgelegensten Orte zu erreichen."

Auch die staatlichen Mittel sind begrenzt. Ein Innenministeriumssprecher gab am Montag bekannt, dass dringend Hubschrauber gesucht werden, um abgelegene Orte zu versorgen und Verletzte zu bergen. Montagabend hieß es zudem, dass rund 100 unter einer Lawine begrabene Leichen gefunden wurden. Im Langtang-Nationalpark im Himalaya gingen nach dem Erdbeben zahlreiche Erd- und Schneelawinen ab. Die Zahl der Todesopfer stieg unterdessen auf mehr als 7.600, darunter 7.500 alleine in Nepal.

Zwei Deutsche unter den Todesopfern

Die Behörden in Nepal haben nach dem verheerenden Beben den Tod einer deutschen Frau bestätigt. Sie sei in der beliebten Wanderregion Langtang gestorben, sagte Ramesh Adhikari, Leiter der nepalesischen Tourismusbehörde, am Dienstag. Der Tod eines Professors aus Göttingen war bereits kurz nach der Naturkatastrophe bekannt geworden. (ksh, APA, DER STANDARD, 4.5.2015)