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Israelische Soldaten nahe der Grenze zum Gazastreifen im August 2014.

Foto: EPA/ILAN ASSAYAG

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Eine aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuerte Rakete.

Foto: EPA/MOHAMMED SABER

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Zerstörte Wohnhäuser im Osten von Gaza-Stadt.

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Jerusalem – Israelische Soldaten haben ihrer Militärführung teilweise lockere Einsatzregeln und Vorschriften über den Gebrauch von Schusswaffen während des jüngsten Gaza-Kriegs im Sommer des vergangenen Jahres vorgeworfen. Die Organisation Breaking the Silence veröffentlichte am Montag Zeugenaussagen von mehr als 60 Soldaten. Genannt wurden zwar nicht die Namen, jedoch deren Ränge, Einheiten und Einsatzorte.

Einige der israelischen Soldaten berichteten, ihre Kommandanten hätten ihnen gesagt, sie könnten in den meisten Fällen ohneweiters das Feuer eröffnen, da die palästinensischen Zivilisten vorher angewiesen worden seien, die umkämpften Gebiete zu verlassen. Dies geschah durch Flugblätter, per SMS oder durch "Anklopfen" mit kleinen Sprengsätzen auf den Dächern, bevor wenig später schwere Bomben niedergingen.

Viele Zivilisten unter den Opfern

"Wenn eine Familie kein Telefon hatte und nach einem 'Anklopfen' nach einigen Minuten niemand herauskam, wurde angenommen, dass niemand dort war", sagte ein Soldat in seiner Stellungnahme. Von palästinensischer Seite wurde jedoch oft kritisiert, dass man nicht erwarten könne, dass beispielsweise alte und kranke Menschen so schnell ihre Häuser verlassen.

Auch Menschen, die nicht eindeutig als Gefahr identifiziert wurden, wurden zum Ziel. "Wenn wir niemanden sahen, der eine weiße Fahne schwenkte und 'Ich gebe auf' schrie, hatten wir die Erlaubnis, das Feuer zu eröffnen", sagte ein Unteroffizier. "Wir haben einfach den ganzen Tag planlos gefeuert. Die Hamas war nirgendwo zu sehen", gab ein weiterer Soldat zu Protokoll. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren die meisten der mehr als 2.000 palästinensischen Opfer des Gaza-Kriegs Zivilisten.

Infrastruktur beschädigt

Es seien auch kaum Anstrengungen unternommen worden, Schäden an der palästinensischen Infrastruktur und an Privatgebäuden zu verhindern, heißt es in einigen Aussagen. UN-Angaben zufolge wurden während des 50-tägigen Kriegs 18.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt.

"Alle zwei, drei Jahre rücken wir wieder für eine neue Runde des Kämpfens nach Gaza ein", sagte Yehuda Shaul, Gründer der Organisation. Stets würden neue moralische Schranken gebrochen, kritisierte er. Im Rahmen der Organisation Breaking the Silence berichten israelische Soldaten regelmäßig in Videoaufnahmen von ihren Erlebnissen in den besetzten Gebieten, um auf die schwierigen Zustände in Ostjerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen aufmerksam zu machen.

Israelische Armee: "Keine Beweise vorgelegt"

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Israel genauso wie der im Gazastreifen herrschenden Hamas Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg vorgeworfen. Hamas-Kämpfer hatten im Sommer 2014 tausende Raketen und Granaten auf Wohngebiete in Israel abgefeuert.

In einer Reaktion der israelischen Armee wurde kritisiert, dass Breaking the Silence sich geweigert habe, Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Eine Untersuchung sei daher unmöglich. Von der Reservistenorganisation hieß es jedoch, man habe Generalstabschef Gadi Eisenkot Ende März ein Treffen angeboten, um Einsicht in die gesammelten Aussagen der Soldaten zu geben, eine Antwort hatte man jedoch nicht erhalten. (APA/maa, derStandard.at, 4.5.2015)