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Anfechtungen abfedern: Diese Haut an den Beinen braucht Hilfe. Die Schuhe aus der Frühjahrs- und Sommerkollektion 2015 des französischen Designers Serkan Cura werden kaum helfen, Hautcremen aber wahrscheinlich schon.

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Es gibt ein grundsätzliches Missverständnis: Und zwar die Falle, in die man tappt, wenn man Haut und Psyche verwechselt. Menschen nach der Pubertät sollten nicht nur wissen, welche Schuhgröße sie haben, sondern auch welchem Hauttyp sie angehören. Was bei Schuhen leicht ist, ist in Hautfragen uneindeutig. Die Folge: vor allem Frauen behaupten schnell, sie hätten sensible oder empfindliche Haut. Klingt in harten Zeiten doch auch besser als "normal" oder "robust".

Weil die Seele und Haut oft verschmelzen, ist die Auswahl der Pflegeprodukte auch gar nicht so einfach. Ich gebe an dieser Stelle auch rundheraus zu: Ich hatte in letzter Zeit ebenfalls das Gefühl, empfindlich zu werden und wollte folglich jedes Risiko, das meine Haut reizen könnte, ausschließen. Auch Duftstoffe, von denen ich regelmäßig höre, dass die ätherischen Inhaltsstoffe der Schutzhülle des Körpers ganz übel mitspielen können.

Riecht nicht, ist nicht

Was dann kam: Gänzlich geruchlose Produkte. Offensichtlich bin ich nicht allein. Die Riege empfindlicher Hauttypen scheint stark zuzunehmen, es gibt am Markt sehr viel auszuprobieren: Eucerin zum Beispiel macht ganz hervorragende Produkte für Allergiker. Oder Physiogel, eine medizinische Hautpflegemarke. Die deutsche Reformhauskosmetik Daedosens produziert sogar geruchsfreie Schminke. Und tatsächlich: Wer die Nase in Tuben und Tiegel taucht, riecht erst einmal rein gar nichts.

Wie es ist, sich quasi mit "gar nichts" zu waschen und einzucremen, wollte ich wissen. Mein "Nachteil": Ich habe keine Neurodermitis und auch sonst keine gravierenden Hautprobleme. Das heißt: Not gab es nicht. Dafür dusche ich sehr lange und gerne. Diesmal mit geruchlosem Duschgel. Für mich das halbe Vergnügen. Dann einschmieren mit Cremen, die ebenfalls vollkommen neutral sind: Ist wie Schmiere und macht keinen Sinn. Dann lieber trockene Haut.

Und dass all diese hypoallergenen Cremen und Gels olfaktorisch neutral wären, kann ich auch nicht bestätigen. Vielleicht kann ich mich selbst einfach nicht riechen?

Wie Creme wirkt

Spätestens seit dieser Gedankenanwandlung will ich nicht mehr empfindlich sein. Denn ein Gutteil von dem, was wir kosmetisch als angenehm empfinden, hat mit dem Geruch zu tun. Das würde auch eine der wichtigsten Fragen in Zusammenhang mit Anti-Aging & Co beantworten und zwar: "Hilft diese Creme überhaupt eigentlich?"

Die Antwort ist: Ja. Weil es das gibt, was als Placebowirkung seine guten Dienste tut, in den täglichen Ritualen. Placebo kann glücklich machen, bin ich nach meinem Experiment überzeugt. Unsere Nase scheint dabei eine ganz wesentliche Rolle zu spielen. Duft entspannt! Vielleicht auch sogar Falten?!

Wenn etwas nicht riecht, dann bemerkt man es auch nicht. Spätestens an diesem Punkt kommt eine Wahrheit ans Licht: nämlich die, ob man wirklich eine empfindliche Haut oder nur eine empfindliche Seele hat.

Wer Pusteln, Pickel und Juckreiz von Riechstoffen in Kosmetik bekommt, lässt ganz freiwillig die Finger davon. Für alle anderen ist duftfreie Pflege ganz sicher ein Selbsterfahrungstrip. Erstaunlich, was da alles zum Vorschein kommen kann. (Karin Pollack, 4.5.2015)