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Wladimir Putin und Russlands Popqueen Alla Pugatscheva.

Foto: EPA/Alexey Druginyn

Putin tut gut, sagen die meisten Russen. Jene, die der ungewohnt freien Presse nicht nachtrauern, weil sie nichts anderes kannten als gleichgeschaltete Systempropaganda. Jene, die im Chaos der Jelzin-Ära ihre Zukunftschancen endgültig davonschwimmen sahen. Jene, die widerspruchslos in Gott und Obrigkeit vertrauen wollen.

Nach Generationen, die in Kommunismus und Lenin vertraut haben, ist das keine große Änderung. Putin kuschelt mit der Kirche, und diese kuschelt mit Vorsintflut als Permanentzustand. Putin hätte gerne zu Kriegsendefeierlichkeiten die Kopie jener UdSSR-Fahne, die auf dem Berliner Reichstag gehisst wurde, auf der ISS-Raumstation gehisst. Die Trägerrakete geriet jedoch außer Kontrolle, womit die Ladung samt Fahne wohl verloren ist. Putin will überhaupt eine eigene Raumstation.

Das Auseinanderdriften könnte nicht symbolischer sein. Von allen Seiten praktiziertes Gehabe, das an den Kalten Krieg erinnert, gefährdet jede Annäherung. Russland tendiert dabei zusätzlich zu klassischer Kriegsrhetorik. Alla Pugatscheva, Russlands Popqueen und Putin-Unterstützerin, beschwört gierige Kampfvögel in friedlichem Himmel, Wächter, die nicht schlafen, und Russland, das von bösen Außenmächten "auf die Knie gezwungen" werden soll. Ihr Song "Putins private Armee" hat hohe Zugriffszahlen. Es sind übrigens keine Soldaten gemeint - sondern die Zivilbevölkerung. (Julya Rabinowich, DER STANDARD, 4.5.2015)