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Feuerwehreinsatz in der Stadt Guadalajara im Südwesten Mexikos. Brennende Busse und Tankstellen sind Teil der Terrorstrategie der Drogenkartelle im Kampf gegen staatliche Sicherheitskräfte.

Foto: EPA / Ulises Ruiz Basturo

Vor weniger als einem Monat klassifizierte die US-Regierung das Kartell "Jalisco Nueva Generación" (CJNG) als eines der mächtigsten und reichsten Mexikos und setzte es auf die schwarze Liste. Ende April verkündete Mexikos nationaler Sicherheitsbeauftragter Monte Alejandro Rubido, bald würden die Capos festgenommen.

Die Antwort folgte prompt. Am Freitag sah es in Mexikos zweitgrößter Stadt Guadalajara und den Bundesstaaten Jalisco, Colima, Guanajuato und Michoacán aus wie im Krieg: Das Kartell zündete Busse, Lkws, Geschäfte, Tankstellen, Banken und Autos an, blockierte rund 30 Ausfallstraßen und schoss einen Militärhubschrauber ab. Bei den Auseinandersetzungen kamen offiziellen Angaben zufolge sieben Menschen ums Leben; darunter drei Soldaten und ein Polizist. 15 wurden verletzt.

Die Behörden erließen eine Sicherheitswarnung für den Bundesstaat Jalisco und forderten die Bevölkerung auf, in ihren Häusern zu bleiben. Der öffentliche Fernverkehr kam praktisch zum Erliegen, auch die Tankstellen schlossen. Gerüchte, wonach den Sicherheitskräften die Festnahme des Kartell-Chefs Nemesio Oseguera Cervantes alias "El Mencho" gelungen sei, wurden zunächst nicht bestätigt.

Terror als Waffe der Kartelle

Die Terrorstrategie, im Volksmund "narcobloqueos" genannt, ist seit rund fünf Jahren eine der wichtigsten Waffen der Kartelle im Drogenkrieg. Sie ist zum einen ein Racheakt oder eine Machtdemonstration, zum anderen behindert sie die Mobilisierung der Sicherheitskräfte, und zum Dritten ist sie ein Ablenkungsmanöver von anderen Aktionen der Kartelle, wie zum Beispiel der Flucht eines Drogenbosses, wie der Drogenexperte Alejandro Hope erklärt.

Die Fronten wechseln dabei ständig: Waren vor einigen Monaten noch die Bundesstaaten Michoacán und Guerrero heiß umkämpft, verlagerte sich die Gewalt seit März nach Tamaulipas und Jalisco. Dies hat mit der Zersplitterung der traditionellen Kartelle zu tun. Aus den Überresten entstehen neue Gruppen, die sich gegenseitig die lukrativsten Routen und Hochburgen streitig machen. Guadalajara, das Zentrum der Auseinandersetzungen vom Freitag, ist einer dieser Knotenpunkte im Drogenhandel.

CJNG gehört zu den Aufsteigern unter den kriminellen Kartellen. Dessen Chef "El Mencho" war früher ein Killer des allmächtigen Sinaloa-Kartells, das seit der Festnahme des Anführers Joaquín Guzmán vor zwei Jahren im Abstieg begriffen ist. Die neuen Gruppen sind kleiner, gewaltbereiter, verfügen in der Regel über weniger logistische Kapazitäten als ihre Vorgänger und finanzieren sich neben dem Drogenhandel vor allem mit Schutzgelderpressungen, Benzinschmuggel und Entführungen, worunter die Zivilbevölkerung besonders leidet.

Der Gouverneur des Bundesstaates Jalisco, Aristoteles Sandoval, hat den Einfluss des Kartells stets heruntergespielt. Seit Anfang April gelingt ihm das nicht mehr: CJNG lockte mittels Guerrilla-Taktik eine Polizeipatrouille in den Hinterhalt und ermordete dabei 15 Sicherheitskräfte. (Sandra Weiss aus Puebla, DER STANDARD, 4.5.2015)