Pegasus, das geflügelte Pferd aus der Mythologie, steht Pate für das Flugzeugprojekt der Polytechnischen Schule Völkermarkt.

Foto: Public Domain: Archives of Pearson Scott Foresman, donated to the Wikimedia Foundation

Wien - Pegasus' Startbahn steht in Kärnten. Von dort setzt das geflügelte Pferd aus der griechischen Mythologie schon seit sieben Jahren zum schulischen Höhenflug an. Nun wurde die Polytechnische Schule (PTS) Völkermarkt für das Projekt "Pegasus H3" beim diesjährigen "Teacher's Award" der Industriellenvereinigung (IV) in der Kategorie "MINT – Begeisterung für Technik und Innovation" mit dem ersten Platz ausgezeichnet.

Die Idee, mit Schülerinnen und Schülern einer Polytechnischen Schule ein Experimentalflugzeug zu bauen, entstand bereits im Schuljahr 2007/08 und wird seither von PTS-Direktor Franz Borotschnig, der auch den Fachbereich Mechatronik verantwortet, und dem Initiator Hartmut Rainer, der selbst Pilot ist und den Fachbereich Metall leitet, getragen und organisiert. Der Fortschritt des Flugzeugbaus, der - und das ist besonders an diesem Schulprojekt - natürlich mehrere Jahre dauert, also immer neue Schülergenerationen der einjährigen PTS beschäftigt, ist auf einem Schulblog mitzuverfolgen. Mittlerweile ist bereits die sechste Pegasus-Generation in Völkermarkt mit dem Bau des Flugzeugs beschäftigt.

Bis auf den Motor und die Instrumente werden alle Teil des einsitzigen und vorwiegend aus Aluminium bestehenden Flugzeugs, das der Amerikaner Bert Howland konstruiert und 1988 erstmals gebaut hat, im Werkstättenunterricht selbstständig angefertigt.

Austro Control kontrolliert

Nicht nur vor den Lehrerinnen und Lehrern der Polytechnischen Schule Völkermarkt müssen die Schülerinnen und Schüler bestehen, am Ende jedes Bauabschnitts erfolgt eine Qualitätskontrolle durch die Austro-Control. Dann kommt es zum Beispiel darauf an, dass die nach dem angloamerikanischen Maßsystem bemaßten Baupläne korrekt in das metrische Maßsystem umgezeichnet wurden.

Ein spezielles Detail des Völkermarkter Schulprojekts ist auch, dass der Übergang vom letzten Pflichtschuljahr in den Arbeitsmarkt fließend gestaltet wird, indem die Wirtschaft quasi in die Schule hineingeholt wird. Denn die Firma MAHLE Filtersysteme Austria GmbH, die beim Flugzeugbau Kooperationspartner ist, übernimmt die Schülergruppe, die Pegasus zum Fliegen bringen soll, vollzählig in ihre Lehrlingsakademie. Das heißt, diese Jugendlichen werden schon in der Polytechnischen Schule auf die folgende Lehrlingsausbildung vorbereitet.

Schulen der Zukunft

Für IV-Generalsekretär Christoph Neumayr ist das Pegasus-Projekt ein Beispiel dafür, wie "engagierte, motivierte und motivierende Pädagoginnen und Pädagogen entscheidend sind für die Lebenswege von Kindern und Jugendlichen". Diese "Schlüsselfunktion" wolle die Industrie "anerkennen und wertschätzen: Wir möchten zeigen, dass die , Schule der Zukunft' oder der ,Kindergarten der Zukunft' bereits an vielen Orten gelebt wird", sagte Neumayr bei der Verleihung im Haus der Industrie.

Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden nach wissenschaftlichen Kriterien geprüft und ausgewählt und unter anderem mit einem von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und der IV unterzeichneten Qualitätszertifikat ausgezeichnet.

MINT schon ab der Volksschule

Im Themencluster Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik (MINT) wurden neben dem Pegasus-Projekt auch noch für die Volksschule Kematen an der Ybbs Ingrid Monschein, Peter Pesek und Sonja Wodnek mit Rang zwei für ihre naturwissenschaftlichen Experimente mit Volksschulkindern sowie auf Platz drei die HTL-BULME Graz-Gösting und die zuständigen Lehrer Josef Aberer und Paul Fürli mit ihrem "Young Austrian Engineers Training" ausgezeichnet.

Kinder-Garten im Kindergarten

In der Kategorie "Elementarpädagogik - Lernen von 0 bis 6" ging Platz eins an den "spielzeugfreien" Kindergarten des Landeskrankenhauses Stolzalpe und das Pädagoginnenteam um Alexandra Lexer. Auf Platz zwei landeten der Kindergarten Mooskirchen und Maria Gößler, die mit dem Projekt "Mit Kindern Natur erleben" einen buchstäblichen Kinder-Garten angelegt hat, und Platz drei gab es für Alexandra Labner-Martinek und den Kindergarten Kendlerstraße Wien, wo im letzten Kindergartenjahr das Thema "Glückskompetenz" auf dem Plan steht.

Koffer voller Kulturen

Unter dem Motto "Individualität - Umgang mit Vielfalt" setzte sich Ingrid Mair-Mayer von der HAK/HAS Bad Ischl an die Spitze, dort wurde unter dem Titel "Volle Koffer statt Vollkoffer" der migrantische Hintergrund von Schülerinnen und Schülern aus 16 Kulturen als Stoff für die Stärkung von Individualität inmitten der kulturellen Heterogenität aufbereitet. Platz zwei ging an die AHS Geringergasse in Wien und den zuständigen Lehrer Axel Petri-Preis, der mit "heldINNEN - HELDinnen" ein interkulturelles und inklusives Community-Tanzprojekt in Zusammenarbeit mit mehrfach behinderten Jugendlichen der Caritas WG Studenygasse realisierte. Und mit Platz drei wurde das Lehrerinnen-Tandem Sylvia Potzmader und Waltraud Puppenberger von der NMS Sportmittelschule Ybbs für das Projekt "KiM" geehrt, das für "kreativ-inklusiv & individuell-mehrsprachig" steht.

Grüne Schule, grüne Fassaden

Die vierte Kategorie zeichnete Projekte aus, die das Thema "Lebenskompetenz - Lernen für Beruf und Alltag" behandelten. Platz eins bescherte der Direktorin der HTL Wiener Neustadt mit dem Schulschwerpunkt Energieeffizienz und erneuerbare Energien die Idee von zwei Schülern (Martin Schwarz und Stefan Mörth), die sich im für ihre Diplomarbeit das Thema "bioreaktive Fassade" für ein Einkaufszentrum und einen Veranstaltungssaal in der Gemeinde Ebreichsdorf vorgenommen haben. Platz zwei ging an die Vision einer "müllfreien Schule", zu der Bernhard Weikmann die BHAK Wien 10 machen möchte. Und Platz drei konnte das pädagogische Tandem Daniel Aniser und Doris Hackl aus der Neuen Mittelschule 2 Wörgl für ein Filmprojekt erringen. (Lisa Nimmervoll, derStandard.at, 3.5.2015)