Alle Räder stehen still, wenn der starke Strom es will, gilt quasi für die ÖBB, wie man Sonntagfrüh feststellen konnte. 60 Züge in der Ostregion fuhren nach einem Stromausfall nicht.

Foto: Robert Newald

Wien - Nicht der Ausfall, sondern die Rückkehr des Stroms stellte die ÖBB in der Ostregion Sonntagfrüh vor ziemliche Schwierigkeiten. Zwei Stunden lang war ein wichtiger Server ausgefallen, rund 60 Züge standen still.

"Es ist in der Nacht zu einem Stromausfall in den öffentlichen Netzen gekommen", erklärt ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. "Wir haben ein redundantes System, das auch funktioniert hat, das Notstromaggregat hat die Ener- gieversorgung übernommen." Das Problem: "Als gegen vier Uhr morgens der Strom wiederkam, hat sich ein ,Schutzschalter' aktiviert, und Sicherungen sind gefallen."

Zwei Stunden Serverausfall

Die Folge: Zwischen vier und sechs Uhr morgens funktionierte der Server, der für Weichen und Signale auf Strecken in Wien und der Ostregion zuständig ist, nicht. Auf der S-Bahn-Stammstrecke, der Ost-, Süd- und der Westbahn beim Bahnhof Hütteldorf konnte daher kein Zug fahren.

"Ab sieben Uhr hat sich die Situation wieder weitgehend normalisiert", Verzögerungen gab es nur bei den Fernzügen, die aufgrund der Antriebslosigkeit nicht aus den Bahnhöfen ausfahren konnten.

Den Grund für das Versagen der Sicherungen muss laut Zumtobel noch ermittelt werden. Bei der für den Stromnetzbetrieb zuständigen Abteilung der Wiener Stadtwerke gibt man sich übrigens ahnungslos. Die Störungsstelle für den Bezirk Wien-Favoriten weiß am Nachmittag nichts von Problemen mit der Energieversorgung, verweist aber auf die am Wochenende nicht besetzte Pressestelle.

Kein Hackerangriff

Eines stellt der ÖBB-Sprecher klar: "Ein Hackerangriff war es nicht." Wobei der Vorfall natürlich die Aufmerksamkeit auf einen solchen lenkt. International ist so etwas durchaus bereits vorgekommen: Anonymous blockierte beispielsweise im Jahr 2011 vier U-Bahn-Stationen in San Francisco. Die Angreifer drangen in das Computersystem ein und verhinderten in den betroffenen Haltestellen, dass sich die Türen der Züge öffneten.

Einen völligen Zusammenbruch des Bahnverkehrs in so einem Fall schließt Zumtobel allerdings aus. "Man kann die Weichen auch händisch stellen und sperren." Das sei aber personalintensiv und verringere die Kapazitäten. Denn das führt zur eisenbahnerintern "Straßenbahnfahren" genannten Situation, dass es pro Richtung nur noch ein Gleis gibt, das nicht gewechselt werden kann - das Überholen etwa von Güterzügen wird unmöglich. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 4.5.2015)