Budapest – Zumindest ein Mitglied der umstrittenen russischen Motorradfahrer "Nachtwölfe" hat an einer Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal auf dem Budapester Friedhof in der Fiume-Straße teilgenommen, berichteten ungarische Medien gestern, Freitag. Alexej Galitzki legte demnach den Kranz gemeinsam mit dem Sekretär der russischen Botschaft in Budapest, Wladimir Gemidetko, schon am Donnerstag nieder.

Die "Nachtwölfe" hätten in Ungarn das EU- bzw. Schengen-Territorium betreten, da ihnen das in Polen verweigert worden sei, schrieb das Internetportal 444.hu. Das deutet darauf hin, dass mehrere Biker mit dem Flugzeug ankamen, denn auf dem Landweg hätten sie zunächst die Ukraine durchqueren müssen, um als erstes Schengen-Land Ungarn zu erreichen. Die Ukraine ist aber aufgrund des aktuellen Konflikts für die kremltreue Truppe kaum bereisbar. Galitzki reiste den Berichten zufolge mit seiner Tochter Mila. Auf einem Bild der ungarischen Nachrichtenagentur (MTI) ist Galitzki als einziger Biker zu sehen.

Ehrung an die Rote Armee

Hauptziel der dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehenden Motorradfahrer sei die Ehrung des Andenkens an die Soldaten der Roten Armee, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus und die Befreiung Europas geopfert haben, hieß es in einer Aussendung der russischen Botschaft in Bratislava. In der slowakischen Hauptstadt sei für den heutigen Samstag eine Kranzniederlegung der "Nachtwölfe" geplant, hieß es in slowakische Medien am Freitagabend. Am Samstagvormittag gab es zunächst keine Berichte, dass das Gedenken bereits erfolgt sei.

Im Internet kursierten auch Gerüchte, wonach die "Nachtwölfe" bereits am heutigen Samstag nach Wien kommen könnten. Zuletzt war in einschlägigen Foren von Samstagnachmittag als Zeitpunkt für eine Zeremonie der Kreml-nahen Biker am sowjetischen Denkmal in Wien am Schwarzenbergplatz die Rede. Laut Angaben der Polizei von Samstagfrüh sind bisher keine "Nachtwölfe" in Österreich eingereist. Man beobachte die Lage, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sei in Bereitschaft, hieß es.

Polen: "Provokation"

Die "Nachtwölfe" wollen mit einer umstrittenen Tour von Moskau nach Berlin an den 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland erinnern. Polen hatte die Aktion als Provokation kritisiert und den Bikern die Einreise verweigert. Auch Deutschland hatte mehrere Visa der Rocker annulliert. Einige "Nachtwölfe" sollen aber die Grenze in die EU passiert haben, teils auf Flughäfen. Die Maßnahmen haben offensichtlich dazu geführt, dass ein gemeinsamer Motorradkonvoi nicht zustande gekommen ist. Mitglieder des Biker-Klubs wurden nicht nur in Ungarn, sondern auch in Polen und Tschechien gesichtet. Die Beziehungen zwischen der EU und Moskau sind wegen der russischen Politik in der Ukraine-Krise derzeit äußerst beastet und angespannt. (APA, 2.5.2015)