Saudischer Kronprinz Mohammed bin Nayef.

Bereits seit Ende Jänner ist bekannt, dass Mohammed bin Nayef der erste Enkel des Staatsgründers Abdulaziz Al Saud sein wird, der den saudischen Thron besteigt. Am Tag nach dem Tod von König Abdullah machte ihn der neue König, Salman, zum zweiten in der Thronfolge. Nun, nach der Entlassung von Kronprinz Muqrin, ist Mohammed bin Nayef (55) an die erste Stelle vorgerückt.

MbN, wie er oft genannt wird, hatte bereits zu Lebzeiten Abdullahs als starker Kandidat gegolten. Der Innenminister – den Posten erbte er von seinem Vater Nayef bin Abdulaziz, der bei seinem Ableben 2012 auch Kronprinz war – wird von Diplomaten sehr positiv eingeschätzt: Er sei ein professioneller, seriöser Staatsdiener, der auch noch in den späten Nachtstunden in seinem Büro anzutreffen sei, kein saudischer Glitzerprinz, in dessen Umkreis die Korruption blühe. Menschenrechtsorganisationen beklagen hingegen seine Härte, Hoffnungen auf einen milderen Umgang mit Dissidenten haben sich nach seinem Amtsantritt nicht erfüllt.

Verlässlicher Partner der USA

MbN ist der zweite der Söhne seines Vaters, überholte jedoch karrieremäßig seinen älteren Bruder Saud, Gouverneur der ölreichen östlichen Provinz Sharqiya, in der viele Schiiten leben. Nach einem kurzen Studium in den USA war er zunächst Geschäftsmann. 1999 wurde er als Staatssekretär für Sicherheit ins Innenministerium geholt, 2004 folgte der Ministerrang. Er gilt als Architekt der saudischen Sicherheits- und Anti-Terrorismus-Strukturen. Als solcher arbeitete er stets eng mit den USA zusammen, wo er bald zum beliebtesten Saudi-Prinzen aufstieg: Das wurde spätestens offenbar, als ihn Präsident Barack Obama im Weißen Haus empfing.

Bin Nayef wird als höflich und zuvorkommend beschrieben – und als Mann mit starken Nerven. 2009 sprengte sich in seiner Anwesenheit ein Al-Kaida-Selbstmordattentäter in die Luft, MbN wurde dabei verletzt. Mindestens drei andere Attentatsversuche sind verbürgt.

Als seine Hobbys werden Reiten, Jagen und Schwimmen angegeben. Verheiratet ist MbN mit Reema, einer von fünfzehn Töchtern des 2011 verstorbenen Kronprinzen Sultan bin Abdulaziz. Was auch heißt, dass er und seine Frau ein gemeinsames Großelternpaar (Staatsgründer Abdulaziz und dessen wichtigste Frau Hassa al-Sudairi) haben. Die Heirat unter Cousins ersten Grades ist durchaus üblich – eher ungewöhnlich ist, dass MbN laut Biografen nur zwei Töchter, Sara und Lulua, und keine Söhne hat. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 2.5.2015)