Bild nicht mehr verfügbar.

Donis Avdijaj jubelt momentan in Graz. Wie lange, weiß er nicht. Das hängt von Schalke ab.

Foto: apa/furtner

Graz/Wien - Sollte Sturm Graz irgendwann 49 Millionen Euro übrig haben, was natürlich nicht der Fall ist und nie sein wird, dann wäre der Transfer eine Überlegung wert. Wobei Donis Avdijaj seinen Sanktus geben müsste. Derzeit hat der 18-Jährige insofern nicht viel zu reden, als er bis 2019 an Schalke gebunden ist. Die Ausstiegsklausel ist wahrhaftig und trotzdem ein schlechter Scherz. Sie wurde vorsichtshalber in den Vertrag geschrieben, da Liverpool um das Ausnahmetalent heftig gebuhlt hat. Avdijaj sagt, die 49 Millionen tangierten ihn kaum. "Ist ja nur eine Zahl."

Aus Liverpool ist vorerst Sturm geworden. Schalke hat den kleinen Stürmer (1,72 m) in der Steiermark geparkt. Bei vollen Bezügen. Längstens bis Sommer 2016, wobei er jederzeit zurückgeholt werden kann. Ein Anruf von Sportdirektor Horst Heldt hängt quasi wie ein Damoklesschwert über Graz. "Das liegt nicht in meiner Hand, ich bin auf Abruf hier." Er habe keine Sekunde gezögert, im Winter nach Österreich zu wechseln. "Ich will in einer obersten Liga tätig sein. Ich brauche Einsätze, bei Schalke habe ich keine bekommen. Fußballer brauchen Fußballspiele." Natürlich habe er sich über Sturm erkundigt. "Dass Franco Foda Trainer ist, war ein wichtiges Argument." Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist er Schlüsselspieler geworden, er hat bereits fünf Tore erzielt und drei vorbereitet. "Eine gute Bilanz, darauf kann ich aufbauen."

Foda ist mit der Entwicklung des Leiharbeiters zufrieden. "Ich weiß natürlich, dass Avdijaj nur eine kurzfristige Geschichte ist. Aber Fußball ist auch Tagesgeschäft, beide profitieren davon."

Der Sonntag ist ein spezieller Tag, Rapid kommt in die ausverkaufte UPC-Arena. Avdijaj sagt: "Ich freue mich wahnsinnig darauf, das ist ein österreichischer Klassiker." Beide Klubs wollen Zweiter werden und somit in die Qualifikation für die Champions League gelangen. Avdijaj lehnt es ab, von einem "Pflichtsieg" zu schwafeln. "Wenn du mit der Einstellung reingehst, du musst gewinnen, führt das zu einer Verkrampfung. Wir müssen ganz normal in die Partie gehen, dürfen uns nicht in die Hose machen."

In der Bundesliga fühle er sich gut aufgehoben. "Auch wenn die Leute manchmal raunzen, finde ich das Niveau gut. Schaut auch euer Nationalteam an. Die meisten haben hier angefangen und sind dann Stützen bei starken ausländischen Klubs geworden."

Avdijaj wurde am 25. August 1996 in Osnabrück geboren. Seine Eltern stammen aus Albanien, er hat drei Geschwister. "Ich hatte immer den Traum, Fußballer zu werden." Die Karriere begann in der Vorstadt beim SV Atter, 2006 wechselte er in den Nachwuchs des VfL Osnabrück, 2011 schlug Schalke zu. Er geigte in der U17, gewann mit der U19 den Westfalenpokal, schoss den 1:0-Siegtreffer im Endspiel gegen Borussia Dortmund.

Unentschlossen

Avdijaj trifft mit dem linken und dem rechten Fuß, im Fußball ist Beidbeinigkeit kein Nachteil. Er ist schnell, technisch geschult, kann als hängende Spitze und an den Flügeln eingesetzt werden. "Fußball ist harte Arbeit." Er besitzt zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, erwägt allerdings, für Albanien anzutreten. "Dort sind meine Wurzeln. Ich weiß noch nicht, was ich mache." Privat sei er "ein ganz normaler 18-Jähriger mit ganz normalen Interessen". Als Fußballer bewundert er Messi und Ronaldo. "Nicht originell, auch da unterscheide ich mich nicht von den anderen."

Sturm sei ihm ans Herz gewachsen. "Das Klima passt. Die Mannschaft hat gelernt, dass man immer etwas ändern kann." Er verweist auf die vergangene Runde, auf das 4:4 in Wiener Neustadt. Bis zur 88. Minute stand es 2:4. "Wir müssen lernen, den Turbo von Anpfiff an einzuschalten. Das wird gegen Rapid nötig sein."

Donis Avdijaj ist also Sturm-Spieler auf Zeit. "Sturm-Fan werde ich immer sein." Irgendwann wird sich Horst Heldt melden. "Schalke-Fan werde ich auch immer sein. Aber sie müssen mir schon Einsatzzeiten geben." (Christian Hackl, DER STANDARD, 2.5.2015)