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Hollande im Februar 2014 zu Besuch in der französischen Militärbasis in Bangui.

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Anders Kompass auf einem Archivbild aus dem Jahr 2006. Damals war er für die UNO-Menschenrechtskommission in Guatemala tätig.

Foto: AP/Moises Castillo

Nach den Vergewaltigungsvorwürfen gegen französische UNO-Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik haben die Vereinten Nationen ihren Mitarbeiter Anders Kompass suspendiert, weil er geheime Dokumente an die Ermittler weitergegeben haben soll. Laut der britischen Zeitung "The Guardian" muss der Schwede mit seiner Entlassung rechnen. Der Einsatzleiter hatte sich an die französischen Behörden gewandt, weil die UNO seiner Ansicht nach nicht entschieden genug gegen die Missstände vorging.

Das französische Verteidigungsministerium hatte am Mittwochabend bestätigt, dass die Justiz seit Juli 2014 zu Vorwürfen ermittelt, französische Soldaten hätten in der Zentralafrikanischen Republik mehrere Kinder vergewaltigt.

Frankreich sagt Aufklärung zu

Das Ministerium sagte eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe zu. "Es gibt keinen Willen, irgendetwas zu vertuschen", sagte ein Ministeriumssprecher. Das Ministerium habe sich zu "vollständiger Transparenz" verpflichtet und arbeite mit der Justiz zusammen. Bei Missbrauchsvorwürfen gelte die Linie "null Nachsicht".

Laut Angaben des Ministeriums geht es um rund zehn Buben, die zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 Opfer sexueller Gewalt geworden sein sollen. Die US-Hilfsorganisation Aids-Free World, die den UNO-Bericht an den "Guardian" weitergeleitet hatte, spricht von Zeugenaussagen von sechs Kindern im Alter zwischen acht und 15 Jahren, die Missbrauchsvorwürfe erhoben. Rund 15 französische Soldaten sollen demnach Lebensmittel oder Geld gegen Sex geboten haben. Laut "Guardian" geht es unter anderem um Vergewaltigungen und Analverkehr.

Hollande "unerbittlich"

Präsident François Hollande kündigte an, die Täter würden streng bestraft werden. "Wenn sich einige Soldaten schlecht verhalten haben, werde ich unerbittlich sein", sagte er am Donnerstag.

Missbrauchsvorwürfe gegen UNO-Soldaten kommen regelmäßig vor: So sollen die Friedenstruppen in der Demokratischen Republik Kongo, im Kosovo und in Bosnien Kinderhandel toleriert haben, in Haiti, Burundi und Liberia wurde den Blauhelmen vorgeworfen, Zivilisten sexuell belästigt zu haben.

Der schwedische UNO-Botschafter Jan Knutsson drohte bereits vor einem Monat, er werde den Fall an die Öffentlichkeit bringen, falls Kompass‘ Suspendierung nicht aufgehoben wird. Dem Mitarbeiter, der seit mehr als 30 Jahren für die UNO tätig ist, war im Sommer 2014 ein Ermittlungsbericht der Vereinten Nationen vorgelegt worden.

Das als geheim klassifizierte Dokument, das dem "Guardian" vorliegt, belegt anhand von Zeugenaussagen, wie sich französische Soldaten in der Umgebung des Flüchtlingslagers am Flughafen von Bangui an Kinder heranmachten, die auf der Suche nach Lebensmitteln waren. Einige Täter sind so genau beschrieben, dass es möglich sein dürfte, sie zu identifizieren. Weil die Vorwürfe ohne Konsequenzen blieben, wandte sich Kompass schließlich an die französischen Behörden, die umgehend Ermittler nach Bangui entsandten und nun Anklage erheben wollen. (red/APA, derStandard.at, 30.4.2015)