Paris/Clermont-Ferrand - Er führte den französischen Reifenhersteller Michelin fast ein halbes Jahrhundert lang und machte ihn zu einem Weltkonzern: Im Alter von 88 Jahren ist der langjährige Unternehmenschef Francois Michelin gestorben. Das teilte der Konzern am Mittwoch mit, ohne Angaben zum Todestag zu machen.

Der französische Staatschef Francois Hollande würdigte Michelin als "einen der größten Industriellen Frankreichs der Nachkriegszeit".

Francois Michelin hatte 1955 die Führung des traditionsreichen Familienunternehmens übernommen und den Konzern 47 Jahre lang geleitet. Er machte Michelin zu einem der führenden Reifenhersteller der Welt. Konzernchef Jean-Dominique Senard würdigte Michelin als "Ausnahmepersönlichkeit, die für ihre Werte, Überzeugungen und Vision" von allen respektiert worden sei.

Vom Familienbetrieb zum Weltkonzern

Hollande erklärte, Michelin habe aus "einem regionalen Familienbetrieb einen der größten französischen Konzerne" gemacht. "Unter seiner Leitung hat Michelin Fabriken auf allen Kontinenten errichtet und ist zum größten Reifenhersteller der Welt geworden." Premierminister Manuel Valls schrieb über den Kurznachrichtendienst Twitter, Francois Michelin habe "die Werte von Frankreichs Industrie mit Bravour vertreten".

Der Chef des französischen Unternehmerverbandes Medef, Pierre Gattaz, erklärte, Michelin habe "den französischen Kapitalismus" geprägt. "Er hat immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter, seine Kunden und seine Zulieferer gehabt."

Die Reifenfabrik war 1889 von den Brüdern Edouard und André Michelin im zentralfranzösischen Clermont-Ferrand gegründet worden, wo das Unternehmen noch heute seinen Sitz hat. François Michelin war nicht einmal 30 Jahre alt, als er von seinem Großvater Edouard zum Co-Chef des Unternehmens gemacht wurde. Er hatte vorher unter falscher Identität in den Fabriken des Unternehmens gearbeitet, um Erfahrung bei der Reifenherstellung zu sammeln.

Unter seiner Führung expandierte Michelin insbesondere in den USA. 2002 gab François Michelin die Unternehmensleitung endgültig an seinen Sohn Edouard ab, der aber 2006 bei einem Bootsunfall starb. Mit Jean-Dominique Senard führt derzeit erstmals jemand den Konzern, der nicht der Michelin-Familie entstammt. (APA, 29.4.2015)