Wien/Riad - In einem Interview mit der Zeitung "Asharq al-Awsat" hat der Generalsekretär des umstrittenen Wiener Abdullah-Zentrums (KAICIID) österreichische Kritiker der Einrichtung laut der "Presse" (Mittwochausgabe) scharf angegriffen. "Manche Parteien und österreichische Medien versuchten Entscheidungen des Königreichs und dessen legitimes System zu unterminieren", erklärte Faisal Abdulrahman bin Muaammar.

Das versuchten sie, "indem sie das vom Königreich gesponserte König-Abdullah-Zentrum in Wien attackierten", sagte der frühere saudi-arabische Minister der in London ansässigen arabischen Zeitung. "Sie versuchten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Zentrum in eine Organisation umzuwandeln, die den Dialog abtötet und die Welt in einen Zusammenprall der Zivilisationen stößt", erklärte der Generalsekretär laut einer der "Presse" vorliegenden Übersetzung. Zudem lobte er die "Weisheit" der anderen KAICIID-Gründungsmitglieder des Zentrums - Riad und Madrid - im "Umgang mit den Absonderungen dieser ungerechten Kampagne".

Die Grüne Abgeordnete Alev Korun reagierte empört auf den Inhalt des Interviews: "Die Liberalität des Generalsekretärs endet an der saud-iarabischen Grenze. Es ist ein starkes Stück und zeugt von Doppelmoral, sich in Österreich dialogbereit zu geben und in Saudiarabien Kritiker des Zentrums anzuschwärzen."

Kein Kommentar von Außenamt

Das Außenamt nahm das Interview vom KAICIID-Generalsekretär zunächst unkommentiert zur Kenntnis. Der Sprecher von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verwies gegenüber der "Presse" lediglich auf die jüngst ausgehandelte "Neuaufstellung" des Zentrums.

In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der "Presse" stellte Abdulrahman bin Muaammar klar, dass er sich in seinen Bemerkungen auf jene bezogen habe, "die uns kritisieren, ohne unsere Arbeit zu kennen". Beim österreichischen Außenamt und dem Kanzleramt bedankte sich der ehemalige Vize-Bildungsminister Saudiarabiens ausdrücklich für die exzellente Partnerschaft.

Das KAICIID war zuletzt erneut in die Kritik geraten. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) drohte mit der Schließung des Zentrums, weil sich die Organisation nicht zum Fall des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi äußern wollte, der wegen eines Plädoyers für Religionsfreiheit zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden war. (APA, 28.4.2015)