Exekutivorgane in den USA töten pro Jahr durchschnittlich 928 Menschen - das sind rund 500 mehr als bisher angenommen. Von der Bundespolizei FBI veröffentlichte Zahlen weisen nur etwa 46 Prozent der Vorfälle aus. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im März vom Justizstatistikamt in den USA veröffentlicht wurde.

Es ist eines der Probleme, mit denen eine von Präsident Barack Obama eingesetzte Taskforce für bürgernahe Polizeiarbeit zu kämpfen hat. Die etwa 18.000 Behörden sind nicht verpflichtet, Tötungsdelikte durch Beamte zu melden.

Problem nicht nur Todesfälle

Freiwilligenorganisationen versuchen die Informationslücke auf zwei Arten zu füllen: mit Auskunftsanfragen an Behörden, mit denen sie aber oft auf taube Ohren stoßen, und mit der Sammlung von Medienberichten. Killedbypolice.net ist eine dieser Sammlungen: Für das Jahr 2015 finden sich 380 Menschen, die durch Polizisten ums Leben kamen, in der Datenbank. Aber auch Vorfälle, zu deren Zeitpunkt die Beamten nicht im Dienst waren, sind enthalten.

Seit Mai 2014 verzeichnete die Datenbank "Killed by Police" 1.142 von US-Polizisten getötete Personen. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Bei all den Datenproblemen ist eines klar: Polizeigewalt beschränkt sich nicht auf Todesfälle. Die Stadt Baltimore zahlte von 2011 bis 2014 insgesamt 5,7 Millionen Dollar Schadensersatz für Fälle von Brutalität oder Bürgerrechtsverletzungen. (Markus Hametner, DER STANDARD, 29.4.2015)