"Im Zentrum" vom 26.04.2015 um 22.00 Uhr: Das Flüchtlingssterben - Europas Schande?

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Zuerst waren die Überlebenden am Wort: zwei Männer, die lange, lebensgefährliche Fluchtwege hinter sich haben und nun in Österreich in Sicherheit sind. Ingrid Thurnher eröffnete die Sendung "Im Zentrum" am Sonntag mit dem syrischen Saatgutforscher Firas Al Aysh und dem aus Somalia geflohenen Schüler Adan Ibrahim.

Noch bevor Experten sich aufs Podium setzten, erzählten sie ihre Geschichten. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn niemand kann die Hölle in Ländern, aus denen Tausende täglich fliehen, anschaulicher erklären als Betroffene.

"Mir wäre es lieber zu sterben als dorthin zurückzukehren", sagte der 17-jährige Schüler. Seine Schwester wurde ermordet, sein eigenes Leben war in Gefahr, weil er dem "falschen" Stamm angehörte.

Auch sonst war die Einladungspolitik des Abends wohltuend: keine Hetzer, keine Zyniker, weitgehend Experten.

Eines wurde einmal mehr klar: Die Bevölkerung ist großzügiger und hilfsbereiter, als Politik und Behörden es zulassen - wie etwa das Bundesasylamt, dessen Leiter Wolfgang Taucher zu Gast war. ORF-Korrespondent Karim El Gawhary lobte den Zusammenhalt im oberösterreichischen Großraming, wo Hilfe für 50 Flüchtlinge "fast vorbildlich" ablaufe. Livia Klingl, Journalistin und Autorin, nahm die Angst vor angeblichen Massen von Flüchtlingen, von denen nur ein Bruchteil nach Österreich kommt.

Von manchen kann man nur hoffen, dass sie bleiben. Etwa vom Schüler Ibrahim, der nicht nach Somalia zurück will. Seine Lebensplanung: "Wenn ich die Chance habe, möchte ich Arzt werden, damit ich Kindern helfen kann." Auch jenen, die sich keinen Arzt leisten können, denn: "Ich liebe Kinder." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 28.4.2015)