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Experten hätten mit einem noch stärkeren Beben gerechnet.

Foto: REUTERS/Danish Siddiqui

Für Experten kam die Katastrophe alles andere als unerwartet: Überrascht waren die Seismologen nur über den genauen Ort und die Stärke des Bebens, dessen Epizentrum 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu lag. Fachleute wie der Geologe Roger Bilham von der University of Colorado in Texas hatten das Beben seit langem vorhergesagt, aber etwas weiter im Westen vermutet - und stärker erwartet.

Dass die Region Nepal in höchstem Maße erdbebengefährdet ist, liegt daran, dass sich die indische Erdplatte unter dem Himalaya jede Woche einen Millimeter in den Eurasischen Kontinent hineinschiebt. Die Kollision der Platten faltet seit Jahrmillionen das Gebirge auf, das um etwa vier Millimeter pro Jahr wächst.

120 Kilometer langer Riss

Bei dem Beben am Samstag bewegte sich nicht die gesamte Platte, sondern nur jener Teil, der unter besonders starker Spannung stand. Innerhalb von knapp zwei Minuten riss der Untergrund auf 120 Kilometern Länge auf und schnellte in eine neue Position.

"Das Erdbeben verschob Kathmandu um drei Meter nach Süden", erklärt Roger Bilham in der New York Times. Bilham warnt nicht nur vor den zahlreichen schwächeren Nachbeben, die noch zu erwarten sind. Er fürchtet, dass die ganz großen Beben in der Region noch ausstehen: Diese Erdstöße könnten dann die Magnitude 9,0 erreichen - und wären bis zu 100-mal stärker als das aktuelle Beben mit 7,8. (tasch, DER STANDARD, 28.4.2015)