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Verstörte bei der Romy-Gala: Dieter Hallervorden.

Foto: APA/Herbert P. Oczeret

Honig im Kopf. Der Titel des Films, für den Dieter "Didi" Hallervorden am Samstag die Romy in der Kategorie "Beliebtester Schauspieler" bekam, sollte sich nach dessen Dankesrede wie ein Treppenwitz gegen den 79-Jährigen wenden. Die Schockstarre im Publikum nach Hallervordens Sager, diese Romy "heim ins Reich zu führen", vermochte erst der für sein Lebenswerk ausgezeichnete André Heller zu lösen: "Ich fand das nicht in Ordnung, was Sie gesagt haben." Tosender Beifall.

Den hätte "Didi" ohne den dreisten Schmäh als Anerkennung für ein vielschichtiges Lebenswerk ohne weiteres auch haben können. Denn der 1935 in Dessau geborene Komiker, Sänger, Synchronsprecher, Moderator und Schauspieler wurde von Kritik und Publikum für seinen späten Wechsel in das ernste Charakterdarsteller-Fach in den letzten Jahren aufrichtig gelobt. Wie das eben meistens so ist, wenn Schauspieler die ihnen über Jahre angestammte Rolle schlagartig wechseln.

Slapstick bis politisches Kabarett

Die angestammte Rolle, das war im Falle Hallervordens stets der Humor, der von Slapstick und Sketch bis zum politischen Kabarett reichen konnte und ihn seit den 1970er-Jahren zu einem Vorreiter der deutschen TV- und Filmcomedy werden ließ. Den satirischen Sinn schärfte das Unrechtsregime: 1958 floh Hallervorden von Ost- nach Westberlin, von wo aus er 1960 mit der von ihm gegründeten Kabarettbühne "Die Wühlmäuse" seine Karriere startete.

Fluch und Segen zugleich ereilte Hallervorden mit der ARD-Comedyserie Nonstop Nonsens, in der er von 1975 bis 1980 seinen bis heute nachhallenden Ruf als Slapstickclown vom Dienst zementierte. "Palim, Palim" und der Satz: "Ich hätte gerne eine Flasche Pommes frites" sind legendär. Der Kabarettist Dieter Hallervorden aber, der so gerne ernst genommen werden wollte, haderte zunehmend mit dem Fernsehdepp "Didi": "Klar habe ich den Volltrottel gegeben, aber doch nur, weil es mir andere so ins Drehbuch geschrieben haben", sagte er bei einer Gala anlässlich seines Siebzigers vergrämt.

Der Wechsel ins ernste Filmfach mag dem geschuldet sein, ebenso sein politisches Engagement für die FDP; oder eben der missglückte Sager bei der Romy-Gala, den er als Kritik am österreichischen NS-Opfermythos nach 1945 verstanden haben wollte. Ist das empörenswert? Nein. Denn eine Öffentlichkeit, die Dieter nie wirklich ernst nehmen wollte, musste letztlich von "Didi" die Rechnung präsentiert bekommen. (Stefan Weiss, DER STANDARD, 27.4.2015)