Salzburg/Wien - Der Medien-Watchblog "Kobuk" wirft der Salzburg-"Krone" vor, sie mache mit einer großen Kampagne Druck gegen das Land Salzburg und für den Ausbau von Einkaufszentren - im Sinne des Anzeigen-Großkunden Spar. "Wie die 'Krone' für Spar ein Bundesland unter Druck setzt", schreibt der Blog. Die "Krone" weist die Vorwürfe zurück.

Um das Flächenwachstum in Salzburgs Konsumtempeln einzubremsen, hat die Schwarz-Grüne Landesregierung unter Federführung der für Raumordnung zuständigen Grünen Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler den weiteren Ausbau von Einkaufszentren gestoppt. Eines der größeren davon betroffenen Projekte ist der Europark in Salzburg, der einer Tochtergesellschaft des Handelskonzerns Spar gehört.

Massiver Druck auf die Politik

Der medienkritische Blog "Kobuk" listet dazu in einer Chronologie die Berichterstattung der Salzburger "Krone" seit Anfang des Jahres auf und kommt zu dem Schluss, dass das Blatt mit einer Kampagne, die ihresgleichen sucht, massiven Druck auf die Politik in Salzburg ausgeübt habe.

"Tendenzen in Richtung Neo-Kommunismus"

Mit Schlagzeilen, Meldungen im Blatt und in Kommentaren sei immer wieder einseitig Stimmung für den Ausbau von Einkaufszentren sowie des Europarks erzeugt worden, so der Vorwurf. Beispiele aus dem "Krone"-Kampagnen-Wortschatz: "Einkaufen kann durch kein Gesetz der Welt verboten werden, es sei denn man würde wie in elenden Diktaturen eine Ausgangssperre verfügen", "in einem österreichischen Bundesland verstärken sich die Tendenzen in Richtung Neo-Kommunismus" oder "Geben Sie Einkaufsfreiheit! Wer glaubt mit politischen Weisungen den freien Handel zu regeln, der weist den Weg in eine Art von Krypto-Kommunismus".

Fünftel aller Inseratenseiten

Nutznießer der umfangreichen Kampagne sei laut Kobuk mit der Spar-Gruppe einer der größten Werbekunden der "Kronen Zeitung". Allein im ersten Quartal 2015 buchte Spar rund ein Fünftel aller ganzseitigen Inserate der Salzburg-"Krone", schreibt der Medien-Watchblog. Handelsketten wie Billa, Spar und Co buchen allerdings üblicherweise sehr intensiv in Boulevardzeitungen, vor allem an den Angebots-Tagen Donnerstag und Samstag.

"Wirtschaftliche Machtposition"

Kobuk rechnet: Bei überregionalen Schaltungen entspreche das Inseratenvolumen einem Listenwert von über 2,5 Millionen Euro. "Man ahnt die wirtschaftliche Machtposition gegenüber dem 'unabhängigen' Kleinformat. Anders ist es kaum zu erklären, wie die 'Krone' in Salzburg den Streit um die Erweiterung des Spar-Einkaufszentrums Europapark 'journalistisch' begleitet", heißt es dazu auf Kobuk. Auf Twitter sprach Kobuk-Gründer Helge Fahrnberger zudem von einem "großen Fall von Medienkorruption". Eine Sichtweise, der man sowohl bei der "Krone" als auch bei Spar heftig widerspricht.

"Neidgeschichten", sagt "Krone"

Wie viel Firmen, Institutionen oder Parteien in der Salzburger Ausgabe der "Krone" inserieren, sei kein Thema der "Krone"-Redaktion, erklärte Hans-Peter Hasenöhrl, Chefredakteur der Salzburg-"Krone", gegenüber der APA. "Was die Plattform Kuckuck oder Kukuk oder so ähnlich bringt, interessiert mich gar nicht. Wir haben in Salzburg 20.000 Arbeitslose, das interessiert mich", so Hasenöhrl auf die Frage, ob Spar Druck auf die Berichterstattung ausgeübt habe oder die "Krone" gar käuflich war. Für Inserate sei die Mediaprint zuständig, die keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung der "Kronen Zeitung" habe. Laut Hasenöhrl handle es sich um eine der üblichen Neid-Geschichten.

"Erfolg ist das Letzte, das einem in Österreich verziehen wird, übrigens gestehe ich gleich, dass ich mir heute Heidelbeeren und Erdbeeren in einem Spar-Laden gekauft habe, natürlich habe ich die 9,95 Euro bezahlt ..."

Spar: Kein Zusammenhang

Auch die Handelskette Spar dementierte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" einen Zusammenhang zwischen der "Krone"-Kampagne und dem Inseratenvolumen Spars bei der Tageszeitung. "Die 'Kronen Zeitung' setzt sich für regionale Themen ein, es geht hier immerhin auch um Arbeitsplätze. Wir schalten deswegen so viele Inserate, weil wir eine große Handelskette sind, die jeden Tag eine Million Kunden hat", so Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. (APA,)