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Preisträger der ' 'Platin Romy', André Heller.

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Dieter Hallervorden sorgt für Wirbel.

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Wien - Zum 26. Mal fand sich das Who's who der deutschsprachigen Film- und TV-Branche am Samstag zur Romy-Gala in der Wiener Hofburg ein. Österreichs Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst wurde dabei für den "TV-Moment des Jahres" mit einer Romy ausgezeichnet. Das Gesamtkunstwerk André Heller wurde für sein Lebenswerk mit der Platin-Romy geehrt. Für den Eklat des Abends sorgte Didi Hallervorden.

An ihn ging die Romy für den beliebtesten Schauspieler, der älteren Semestern vor allem aus der Slapstick-Reihe "Nonstop Nonsens" bekannt ist, und der zuletzt in Til Schweigers Kassenschlager "Honig im Kopf" zu sehen war. Hallervorden sorgte für den Eklat des Abends. Mit dem laut Hallervorden "satirisch" gemeinten Sager, er führe die Romy gerne "Heim ins Reich" griff der Komiker tief in den Fetttopf.

Reich ins Heim

Mit dem Slogan "Heim ins Reich" warben Nationalsozialisten einst unter anderem für den Anschluss Österreichs an Deutschland. André Heller replizierte darauf mit den Worten "Ich fand das nicht in Ordnung, was Du gesagt hast", und Laudator Ostrowski meinte, "Didi wollte wahrscheinlich nur reich ins Heim gehen".

Hallervorden kann die Aufregung nach seinem "Heim-ins-Reich"-Sager bei der "Romy"-Verleihung nicht verstehen. "'Heim ins Reich' habe ich extra als Satire angekündigt", so Hallervorden auf seiner Facebook-Seite. "Warum bitte wird darum so ein Wirbel gemacht? Für mich leider unverständlich!" "Für die die den Humor haben: Vielen Dank!", schreibt Hallervorden weiter. "Für die die ihn noch nicht aufbringen konnten: Ich empfehle das als Witz zu sehen, denn als solcher ist er gemeint, schwarzer Humor kann leider nicht immer allen gefallen."

"Blackfacing"

Die missfiel schon einmal: Bereits 2012 war Hallervorden wegen "Blackfacings" Rassismus vorgeworfen worden. Als ausgerechnet Hallervorden bei einer Aktion der Berliner Verkehrsbetriebe die U-Bahn-Haltestelle "Mohrenstraße" ankündigte, empörte sich die afrikanische Community. Hallervorden hatte 2012 am Berliner Schlosspark Theater das Stück "Ich bin nicht Rappaport" von Herb Gardner inszeniert. Die Rolle des schwarzen US-Amerikaners Mitch besetzte er mit Schauspieler Joachim Bliese, der dafür dunkel geschminkt wurde. Nicht nur im Internet hagelte es für das angebliche "Blackfacing" heftige Kritik. Auch Anti-Rassismus-Aktivisten forderten die Absetzung des Stückes.

In Hallervordens Familie ist allerdings auch ein Beispiel von Zivilengagement gegen das Nazi-Regime dokumentiert: Sein Großvater, Hans Hallervorden, rettete als Garteninspektor in der Pogromnacht 1938 die Synagoge im sachsen-anhaltinischen Wörlitz vor dem Niederbrennen, woraufhin dieser gemaßregelt und aus seinem Amt entfernt wurde. Enkel Dieter habe beim Erzählen dieser Geschichte "Tränen in den Augen", wie die "Jüdische Allgemeine" berichtete.

"Augenblicke der Seligkeit"

Neben Hellers Dankesrede lieferten vor allem Showmasterin Barbara Schöneberger, die die Romy-Gala bereits zum dritten Mal moderierte, und Laudatoren-Sidekick Michael Ostrowski die Highlights des Abends. Die Laudatio auf den Künstler, Autor und Poeten Heller hielt die Literatur-Journalistin Elke Heidenreich. "Er ist einer, der zaubert und der dadurch die Welt verändert. Ich verdanke ihm, seiner Kunst, seiner Poesie viele Augenblicke der Seligkeit", so Heidenreich. Heller sprach von einer "großen Freundlichkeit". Lebenswerk sei schon "etwa Interessantes", so Heller, der meinte, dass er sich inzwischen selbst "annehmen" könne und "solidarisch mit den Bedürfnissen seiner Seele" sei. Die Romy nehme er als "Ermutigung" zur Weiterentwicklung.

Gerührt zeigte sich Conchita Wurst, die per Viedo von einer Song-Contest-Konferenz in London zugeschaltet wurde: "Ach du meine Güte. Es gibt so vielen Menschen zu danken für diesen Moment, den ich erleben durfte. Ich bin das ganze Wochenende in London. Ich wäre gerne live dabei, aber - wie ich soll ich sagen - ich habe derzeit sehr viel zu tun." Überreicht wurde die Romy an die Diva von ESC-Urgestein Andi Knoll, der den TV-Moment des Jahres im Vorjahr mit den Worten "Jetzt hat uns die den Schas gewonnen" verbal begleitete. Wurst: "Es ist für uns alle ein sehr emotionales Event gewesen und wird es für immer bleiben."

Publikumspreise in sieben Kategorien

Im Mittelpunkt des von der Tageszeitung "Kurier" ausgetragenen Film- und Fernsehpreises standen am Samstag aber die Romy-Publikumspreise, die auf Basis von Publikumsabstimmungen via Internet und per Post in insgesamt sieben Kategorien vergeben wurden. Zur beliebtesten Schauspielerin Kino/TV-Film wurde dabei Hannelore Elsner gewählt, die die Romy wegen eines Engagements aber nicht selbst entgegen nehmen konnte.

Auszeichnungen für "Tatort"-Darsteller

In den Kategorien beliebteste Schauspielerin und beliebtester Schauspieler Serie/Reihe gewannen die bekannten "Tatort"-Darsteller Nora Tschirner, die in Weimar Kriminalkommissarin Kira Dorn spielt, sowie Axel Prahl, der den Münsteraner Kriminalhauptkommissar Frank Thiel gibt. "Ich freu mich irrsinnig, echt ohne Scheiß", meinte Prahl.

Eine Überraschung gab es in der Kategorie Info/Sport/Kultur. Dort setzten sich Walter Reiterer und Michael Eschlböck, die für den Privatsender Puls 4 Woche für Woche die National Football League covern und so den Österreichern das Wesen des American Football näher bringen, gegen ORF-Info-Kapazunder wie Christian Wehrschütz oder Peter Resetarits durch. Reiterer und Eschlböck konnten ihre Fan-Community bei der Publikumsabstimmung offenbar am besten mobilisieren. "Das ist eure Romy", erklärte denn auch Eschlböck in Richtung der Unterstützer.

Meister der Publikumsmobilisierung

Als Meister der Publikumsmobilisierung stellte sich einmal mehr auch Guido Maria Kretschmer heraus. Der Modedesigner, der bei der diesjährigen Romy-Gala etwa die Kleider für Moderatorin Barbara Schöneberger oder "Vorstadtweiber"-Mimin Maria Köstlinger lieferte, gewann für das Vox-Format "Shopping Queen" wie schon im Vorjahr die goldene Romy in der Kategorie Unterhaltung/Talk/Doku-Soap.

Die Romy in der Kategorie Show ging an Daniel Hartwich, der für den Privatsender RTL etwa die Tanzshow "Let's Dance" und das Dschungelcamp "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" moderiert. Hartwich gewann die Kategorie überraschend gegen ORF-Stars wie Armin Assinger, Mirjam Weichselbraun, Oliver Pocher oder Andi Knoll und Alice Tumler.

Neben den Publikumspreisen wurden bei der Romy-Gala auch noch von einer Jury und den bisherigen Romy-Preisträgern ermittelte Akademiepreise verliehen. Dabei wurden die "Vorstadtweiber"-Produzenten Oliver Auspitz, Andreas Kamm und Kurt J. Mrkwicka mit einer Romy in der Katagorie bester Produzent TV-Film ausgezeichnet. Die Macher der erfolgreichen ORF-Serie wurden von Mitgliedern der "Vorstadtweiber"-Crew wie der hochschwangeren Gerti Drassl, Maria Köstlinger oder Juergen Maurer begleitet.

Die Kategorie bester TV-Film ging an die Produktion "Männertreu". Der Schauspieler und Regisseur Til Schweiger gewann für den Streifen "Honig im Kopf" gleich zwei Romys: für beste Regie sowie bester Produzent Kinofilm. Schweiger dankte via Handy-Video: "Aus privaten Gründen - es ist nicht so schön" könne er die Romy leider nicht persönlich übernehmen.

Weitere Akademie-Romys wurden bereits am Donnerstag vergeben. Dabei holte der ORF für die "ZiB 2 History" den Preis der Romy-Akademie, und ATV erhielt für Martin Thürs Polittalk "Klartext" den Preis der Jury. Die Kategorie "Beste Programmidee" ging für die Start-up-Show "2 Minuten 2 Millionen" an Puls 4, ein weiterer Jury-Preis für den "Österreich Blick" an den Wiener Regionalsender W24 und Moderatorin Eva Pölzl. Der Filmproduzent Carl Spiehs erhielt für das Lebenswerk eine Akademie-Romy in Platin. (APA, 26.4.2015)