Letzte Hausbesuche: Die Hauptkommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla, rechts) und Andreas Keppler (Martin Wuttke, links) nehmen Abschied.

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Man soll aufhören, wenn's am schönsten ist, sagt der Volksmund. So gesehen hätten die beiden Leipziger "Tatort"-Kommissare Andreas Keppler (Martin Wuttke) und Eva Saalfeld (Simone Thomalla) keinen besseren Fall für den Abschied wählen können. Am Sonntag ermitteln sie nach sieben Jahren und 21 Einsätzen zum letzten Mal. Und es scheint, als habe das nahende Aus einige Kräfte entfesselt.

Die achtjährige Magdalena wird von einem ziemlich abgedrehten Ehepaar im Keller gefangen gehalten, weil dieses selber keine Kinder hat. Es beginnt also der traditionelle Wettlauf gegen die Zeit, bei dem die Eltern der entführten Kleinen keine rechte Hilfe sind, weil sie ständig in einem obskuren Betkreis um Gottes Hilfe flehen müssen.

Die Geschichte kann man - abgesehen von der verstörend beeindruckenden Entführerin - getrost vergessen. Weil wir zur besten Sendezeit sind, wird natürlich auch das Kind gerettet.

Aber sind wir wirklich beim Tatort? Das fragt man sich das eine oder andere Mal positiv überrascht. Zwar wird bei weitem nicht eine solche Furiosität geboten wie beim preisgekrönten Shakespeare-Tarantino-Tatort Im Schmerz geboren.

Doch auch Keppler wendet sich einem Erzähler gleich ans Publikum, hat Visionen und einen wahrhaft messianischen Einsatz auf dem Dach eines Hochhauses. Überhaupt zeigt Martin Wuttke noch einmal alle Facetten seines Könnens. Selbst Simone Thomalla hat ein paar mehr Gesichtsausdrücke drauf als in den Fällen zuvor.

Sie darf dennoch in Pension gehen. Für Keppler/Wuttke aber hofft man, dass sich irgendwann irgendwo im Tatort-Land eine neue Verwendung als Kommissar finden lässt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 25.4.2015)