Zwei Monate sind vergangen, seit die Finanzminister der Eurogruppe das laufende Kredithilfsprogramm für Griechenland mit all seinen Spar-, Reform- und Sanierungsauflagen um vier Monate verlängert haben. Die Nachspielzeit war nötig geworden, weil es in Athen einen Regierungswechsel gab, die neue Koalition Hilfen für die Ärmeren ins Programm einbauen wollte.

Bis zur Halbzeit der neuen Laufzeit ("spätestens Ende April", wie es in dem von Finanzminister Yiannis Varoufakis unterzeichneten Papier hieß) wollte man abschließen. Der Finanzrahmen sollte strikt eingehalten werden, auf dass Ruhe einkehre, Griechenland von Pleite und Zusammenbruch bewahrt sei. Ein schöner Plan. Beim Treffen in Riga musste die Eurogruppe mit einigem Entsetzen feststellen: Sie sind auf allen Linien gescheitert.

Das neue Konzept ist nicht einmal im Ansatz fertig. Niemand kann (oder will) im Moment öffentlich sagen, wie es um die Finanzlage des Landes wirklich bestellt ist. Varoufakis schlug eine Front von Aggression entgegen. Einige Minister zeigten offen, dass sie sich an der Nase herumgeführt sehen, weil Ankündigungen mit keinen konkreten Berechnungen unterlegt sind. Nun brennt der Hut. Varoufakis, Professor für Spieltheorie, hat sich verzockt. Selbst wenn es ihm nun in wenigen Tagen gelingen sollte, doch noch einen Kompromiss zusammenzuschustern: Das wichtigste Kapital eines Eurolandes hat er verspielt: Vertrauen. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 25.4.2015)