Wien/Linz – Nach Kritik von Intellektuellen, Künstlern, Religionsvertretern und nicht zuletzt Vertretern seiner eigenen Partei bekommt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) nun auch von der roten Jugend bundesweit noch einmal die Leviten gelesen. Der Grund sind seine Kontakte zu dem türkischen Verein Avrasya (Eurasien), den Experten als einen Arm der rechtsextremen und antisemitischen Grauen Wölfe sehen.

Julia Herr, Vorsitzende der SPÖ-Jugendorganisationen, und Christina Götschhofer von der Aktion Kritischer Schüler (AKS) erinnerten Luger am Freitag in einer gemeinsamen Aussendung mit drei weiteren Jugendorganisationen daran, dass "in der SPÖ ein antifaschistischer Grundkonsens" herrsche, "eine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Nationalisten ist daher keine Option". Zuletzt hatten auch Avrasya-Postings, in denen Armeniern gedroht wurde, auf Facebook für Aufregung gesorgt.

"Fadenscheinige Ausreden"

Katharina Kucharowits von der Jungen Generation und Lucia Grabetz vom VSStÖ bezeichneten Lugers Erklärungen als "fadenscheinige Ausreden". Statt einer Besserung beziehungsweise Distanzierung des Bürgermeisters von den nationalistischen türkischen Vereinen sieht die Parteijugend eine Verschärfung der Situation. Linzer Stadtpolitiker seien immer öfter bei Veranstaltungen der Grauen Wölfe anzutreffen, zuletzt beim "Tag der Flagge", "wo ein ultranationalistisches Spektakel über die Bühne ging", kritisierte Florian Hohenauer von den jungen sozialdemokratischen Gewerkschaftern (FSG).

Für den Maiaufmarsch der Linzer SPÖ am nächsten Freitag hat Avrasya erstmals eine Teilnahme von sich aus abgesagt. Luger selbst will die Causa seit geraumer Zeit nicht mehr kommentieren. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 24.4.2015)