Man stelle sich vor: Ein Spitzenpolitiker nimmt - ganz privat - ein paar Tage Auszeit. Fährt im eigenen Auto fernab allfälliger Krisen durch die Landschaft, während daheim eine Krise ausbricht. Und bleibt tagelang unerreichbar. Man fragt sich zu Recht, ob das ein richtiges Verhalten für einen Verantwortungsträger wäre.

Denn die Erwartungshaltung ist doch die: Ein Politiker hat verfügbar zu sein, wenn er dringend gebraucht wird. Etwa wenn die Gefahr droht, dass in seiner Abwesenheit das Ressortbudget gekürzt wird. Das ist die Argumentation, mit der Gerald Klug rechtfertigt, dass er auch bei einem Privattermin in Frankreich Chauffeur und Dienstwagen dabeihaben wollte. Das ist bei näherem Nachdenken auch verständlich: Wenn der Minister überraschend gebraucht wird, soll er jemanden haben, der ihn verlässlich zurück (oder zum nächsten Flughafen) bringt. Wenn der Minister sich auf der Fahrt vorbereitet oder sich auch nur ausschläft, ist das der Sache dienlicher, als wenn er selber im Mietauto seinen Terminen nachhechelte.

Es gibt ja das Gegenbeispiel: 1976 war der Wiener Stadtrat Fritz Hofmann tagelang unerreichbar, wurde erst aufgrund seines privaten Kennzeichens in der Schweiz erkannt und darauf aufmerksam gemacht, dass daheim die Reichsbrücke eingestürzt war. Der überraschte Hofmann kam zurück - und trat auch gleich danach zurück.

Dass ein Verantwortungsträger einen Chauffeur hat, mag als Privileg erscheinen. Neid darauf ist aber unberechtigt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 24.4.2015)