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Fast drei Viertel der Stadt Kobanê sind zerstört, der Wiederaufbau gestaltet sich schwierig.

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Der Vize-Außenminister der syrischen Kurden, Idriss Nassan (Mi.), bei einem Pressegespräch in Wien.

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Wien - Drei Monate nach ihrer Befreiung aus den Händen der Terrormiliz IS ist das Schicksal der kurdisch-syrischen Stadt Kobanê wieder aus den Schlagzeilen verschwunden. Eine Delegation der Kantonalregierung von Kobanê reist dieser Tage durch europäische Hauptstädte, um Unterstützung beim Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Stadt zu erwirken.

Mehr als 70 Prozent der einst 50.000 Einwohner zählenden Regionalhauptstadt an der türkischen Grenze liegen nach heftigen Straßenkämpfen in Trümmern, schildert Vize-Außenminister Idriss Nassan in einem Pressegespräch im SPÖ-Parlamentsklub in Wien. Die vergleichsweise hochentwickelte Selbstverwaltung der syrischen Kurden habe deren Gegner immer schon zu Angriffen auf Kobanê verleitet, erst die gut ausgestatteten Jihadisten, die Mitte September 2014 mit ihren Angriffen begannen, hätten die Widerstandskräfte auf die Probe gestellt. Unterstützt durch Luftangriffe der internationalen Koalition gelang es kurdischen Kräften, IS nach fünf Monaten teils verheerender Kämpfe aus der Stadt und dem näheren Umland zu vertreiben.

Verhängnisvolle Blockade

Bis heute stünden IS-Einheiten aber 40 Kilometer vor der Stadt und blockierten jegliche Nahrungsmittel- und Medikamentenlieferungen in die Stadt. Von Norden her sei die Blockade zwar durchlässiger, trotzdem wünscht sich Nassan internationalen Druck auf den Nachbarn Türkei, um die Grenze für humanitäre Hilfe und den Handel zu öffnen. "Immer wenn es in der Türkei Probleme mit Kurden gibt, spüren wir das in Kobanê. Bleibt die Grenze geschlossen, drohen Seuchen." Falls es gelänge, die internationale Kooperation länger aufrechtzuerhalten, verspricht Nassan eine dauerhafte Zerstörung der IS-Strukturen in der Region. "Unsere Stadt, die zum Symbol des Widerstands gegen IS wurde, verdient die Unterstützung der Demokratien auf der ganzen Welt."

Wie diese Unterstützung konkret aussehen könnte, skizziert die grüne Abgeordnete Berîvan Aslan, die gemeinsam mit SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder Ende 2014 in die Region gereist ist: "Österreich sollte Kobanê etwa dabei helfen, die tausenden, nicht-explodierten Sprengkörper aus der Stadt zu entfernen, die einen Wiederaufbau bisher so schwierig machen." Den tausenden Flüchtlinge aus Kobanê, die vor den Kämpfen in die Türkei geflohen sind und bald in ihre Heimat zurückkommen wollen, soll Österreich nach Ansicht Aslans als erste Bleibe moderne, kältetaugliche Zelte zur Verfügung stellen. (flon, derStandard.at, 23.4.2015)