Project Fi, in der Startphase nur für das Nexus 6.

Grafik: Google

Monatelangen Gerüchten folgt nun die offizielle Bestätigung: Mit Project Fi hat Google in den USA sein eigenes Mobilfunkangebot gestartet. Und wie erwartet kann es mit einigen interessanten Besonderheiten aufwarten.

Übergreifend

So zieht Google für sein Unterfangen kein eigenes Netzwerk auf, sondern agiert als virtueller Mobilfunkbetreiber (MVNO), der automatisch zwischen den LTE-Netzwerken von T-Mobile und Sprint wechselt - je nachdem, wer an einem Ort gerade die bessere Netzabdeckung hat. Zusätzlich nutzt Fi aber auch WLAN.

Nahtloser Übergang

Sind die Nutzer gerade mit einem WLAN verbunden, werden also auch Anrufe und SMS über dieses übertragen. Der Übergang soll dabei nahtlos sein, also ein Gespräch auch problemlos weiterlaufen, wenn man das eigene WLAN verlässt und auf das Mobilnetzwerk gewechselt wird. Im Grunde führt Google hier also nicht zuletzt Voice-over-IP und klassische Telefonie zusammen.

Abgesichert

Project Fi nutzt dabei übrigens auch offene WLAN-Netze, so sie die nötige Übertragungsqualität bieten und keinerlei weitere Zugangsbeschränkungen aufweisen. Bei der Verbindung mit offenen WLANs werden automatisch sämtliche Daten über einen verschlüsselten VPN geleitet, um das Mitlauschen durch Dritte zu unterbinden. Das ganze Angebot lässt sich optional mit Google Hangouts verbinden, sodass auch über Laptop und Tablet telefoniert und SMS empfangen werden können.

Google

Eine fixe Vertragsbindung gibt es bei Project Fi nicht. Der Basispreis beträgt 20 Dollar und inkludiert unlimitierte Anrufe und SMS. Pro Gigabyte an verbrauchten Daten über das Mobilfunknetzwerk zahlen die Nutzer zehn Dollar, wobei allerdings exakt abgerechnet wird. Wer also nur 520 MB in einem Monat verbraucht, zahlt auch nur die 5 Dollar und 20 Cent. WLAN-Datentransfer ist natürlich auch in diesem Modell kostenlos.

Kostenloses Datenroaming

Besonders interessant dürfte das Angebot für jene sein, die viel auf Reisen sind, beinhaltet es doch kostenloses Datenroaming in 120 Ländern, darunter Österreich, Deutschland und viele andere europäische Länder. Allerdings gilt hier eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 256 kbit/s, was ungefähr UMTS der ersten Generation entspricht. SMS sind global kostenlos, für Anrufe verspricht man ebenfalls günstige Raten.

App

Zu Project Fi wird es eine passende Android-App geben, die den Datenverbrauch live mitverfolgbar macht. Auch Änderungen am eigenen Paket sollen hier flott abgewickelt werden können. Zudem bekommen alle Kunden kostenlosen 24-Stunden-Support.

Nexus 6 only

Der Zugang zu dem Service ist derzeit - neben der US-Exklusivität - allerdings noch stark begrenzt. So gibt es bisher lediglich ein Invite-System, für das sich die Nutzer anmelden können. Außerdem ist ein Nexus 6 als Smartphone Voraussetzung. Beides hat durchaus gute Gründe: Google will die für Fi vorgenommenen Innovationen auf Netzwerkebene zunächst im kleinen Rahmen testen, dafür muss man schnell Updates an die entsprechenden Geräte ausliefern können.

Motivationslage

Zur Motivation hinter Project Fi äußert sich Google selbst nicht, diese ist aber auch so nicht sonderlich schwer zu durchschauen: Mit dem eigenen Angebot will Google einerseits Innovationen im Mobilfunksektor vorantreiben, aber auch die Kosten - nicht zuletzt für Roaming - drücken. Googles Rechnung ist dabei eine simple: Je mehr die Nutzer das Internet verwenden, desto besser für das eigene Geschäft, da dann auch die eigenen Services vermehrt eingesetzt werden. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 23.4.2015)