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Alle Augen auf Abe: Mit Spannung wurden die Aussagen von Japans Premier zur Geschichte erwartet.

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Abe und Chinas Präsident Xi Jinping reichen sich die Hände.

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Japans Premier Shinzo Abe hat am Mittwoch beim Afrika-Asien-Gipfel in Indonesiens Hauptstadt Jakarta nur eine kurze Rede gehalten. Für einige Aufregung sorgte sie - fast schon erwartungsgemäß - trotzdem. Politiker und internationale Medien hatten darauf gewartet, ob Abe sich in der gleichen Weise für Japans Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg entschuldigen würde, wie dies vor ihm der frühere Regierungschef Tomiichi Murayama und vor zehn Jahren bei einer ähnlichen Konferenz der damalige Premier Junichiro Koizumi getan hatten.

Das war nicht der Fall. Schon am Vortag hatte Abe, der auch zu Hause für einen "selbstbewussten" Umgang mit der Geschichte plädiert, gesagt, es sei nicht nötig, wortwörtlich zu wiederholen, was zuvor schon gesagt worden sei und wozu er sich auch bekenne.

"Tiefes Bedauern"

In der Tat sprach er nur von seinem tiefen Bedauern für den Zweiten Weltkrieg, ohne Japan als Aggressor zu benennen. Und selbst das brachte er nur in einem einzigen Halbsatz zum Ausdruck, dessen zweite Hälfte von Japans Bekenntnis zum Grundsatz der Integrität und Unabhängigkeit aller Nationen handelte. Das war eine indirekte Kritik an Chinas Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer und auf die Senkaku- (chinesisch: Diaoyu-) Inseln, die Japan und China gleichermaßen jeweils für sich beanspruchen.

In seiner weiteren Rede kündigte Abe an, die Ausbildung von 350.000 jungen Menschen in Afrika und Asien unterstützen zu wollen. Der Premier betonte, dass die Länder Afrikas und Asiens nicht länger Empfänger von Entwicklungshilfe seien, sondern dass es sich um Partner Japans handle.

Xi und Abe für Beruhigung

Vor seiner Rede begrüßten sich Abe und Chinas Präsident Xi Jinping mit Handschlag. Am Abend trafen sich beide dann sogar zu einem Gespräch, bei dem sie übereinkamen, ihre Beziehungen zu verbessern. Xi hatte im Gespräch Abe aber auch zu mehr Bereitschaft aufgefordert, sich mit der Geschichte auseinandersetzen.

Nach dem sehr allgemeinen Bezug auf den Weltkrieg und der indirekten Kritik Abes an Chinas außenpolitischem Kurs überrascht es, dass sich die beiden überhaupt getroffen haben. Das Gespräch erschien daher als Fortschritt in den Beziehungen. (Siegfried Knittel aus Tokio, DER STANDARD, 23.4.2015)