Auch für Balkongartler ist das Erdäpfelziehen ideal.

Illustration: Dennis Eriksson

Je nach Diät hat es der Gartler einmal leichter, einmal schwerer. Suggerieren spezialistenbefeuerte Hochglanzunterhaltungsperiodika, dass der Verzehr von Rohkost und leicht erwärmtem Gemüse die Figur straff und den Schritt federnd halten, so greift der Gartler einfach in sein Hochbeet, zieht eine Karotte raus und sich rein.

Er weiß, die Masse der Redakteusen findet das gut. Legen einem jedoch Männergesundheitsmagazine den alleinigen Fleischkonsum nahe, so wird es für den Gartler schwer. Denn Fleisch lässt sich nicht anbauen, selbst in Hochbeeten nicht. Und vor Würmern und Engerlingen graust ihm.

Diäten, die die Ausbeutung tierischer Proteine vorsehen, passen nicht zum gemeinen Gartler. Zum Glück gibt es noch jene Diäten, die laufmeterweise den Buchhandel füllen und das Hydrat des Kohlenstoffs, nicht der Kohle, wie es oft falsch geschrieben steht, seitenweise als alleiniges Wundermittel preisen.

Stärke im Garten

Die Kohlenhydratdiäten schreiben dem Gartler und der Gartlerin das Verspeisen von stärkehaltigen Produkten vor. Wie gut, dass beide bald reichlich Erdäpfel im Garten haben. Und das geht so:

Im März hat man die gewünschte Sorte, Bamberger Hörnchen, what else, für rund sechs Wochen in einem hellen, warmen Raum austreiben lassen. Gegen Mitte April zieht man dann im Beet eine gut und gerne zwanzig Zentimeter tiefe Furche und legt diese im Abstand von dreißig Zentimetern mit den angetriebenen Knollen aus. Engeres Auslegen bringt nichts, die Knollen würden nur kleiner werden und man verschwendet Pflanzen. Dann bedeckt man die Knollen mit möglichst fettem Erdreich, frischem Kompost oder einer dicken Strohmulchschicht.

Gut zudecken

Für einen guten Ertrag ist nährstoffreiches Substrat Voraussetzung. So kein Spätfrost dazwischenkommt, treiben die Erdäpfel zügig durch die Erd- oder Strohschicht, und man beginnt, diese wieder mit Erde anzuhäufeln oder mit Stroh zuzudecken - aber immer nur so weit, dass die Triebspitze gerade noch im Freien bleibt. Dadurch wird die Pflanze wieder vom Licht getrennt und beginnt unterirdisch mehr Seitentriebe zu entwickeln, an denen sie weitere Erdäpfel als Speicherorgane wachsen lässt.

Auch für Balkongartler ist das Erdäpfelziehen ideal. Sie brauchen nur einen möglichst hohen Kübel, dessen Boden sie durchlöchern. Auf eine Schicht Substrat werden die Erdäpfel aufgelegt, und dann immer wieder bis zur obersten Triebspitze angehäufelt.

Nach rund drei Monaten sollte man die erste Ernte einfahren können - und in der Zwischenzeit darf man darauf hoffen, dass keine neue Low-Carb-Welle anrollt. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 24.4.2015)