Frank Stronach hat unbestritten Großes geleistet für Österreich. Seine Vision, mit Magna einen potenten und Arbeitsplätze schaffenden Automobilkonzern in Österreich zu etablieren, hat sich verwirklichen lassen. Das Magna Racino, ein Freizeitpark für Wohlhabende, ebenso; auch wenn Herrn Stronachs Vorstellung, die Österreicher würden sich von seiner Begeisterung für den Pferdesport anstecken lassen, nicht sehr realistisch war. Die Vision, Ebreichsdorf mit einem riesigen Modell einer Weltkugel zu beglücken, war nicht umzusetzen.

Stattdessen hat Herr Stronach Österreich mit einer politischen Partei beglückt, die er aus den Bruchstücken des inzwischen öfter in Zusammenhang mit Skandalen als mit aktueller Politik genannten BZÖ zusammengesetzt hat. Tatsächlich hatte das Team Stronach einmal eine gewisse Strahlkraft: Das war doch mal eine Bewegung, die so erfrischend anders, man kann auch sagen: so unpolitisch war.

Die Österreicher haben ja eine – von Boulevardmedien reichlich geschürte – Abneigung gegen Berufspolitiker. Und einen professionellen Zugang zur Politik konnte man Stronach nun wirklich nicht vorwerfen. Er glaubte, ohne jegliche ideologische Fundierung, dafür aber mit Hinweisen auf seine persönlichen "Werte" durchkommen zu können. Und ihm sind nicht nur versprengte BZÖ-Anhänger gefolgt, sondern Scharen von Leuten, denen die Geschichte vom Selfmademan, vom guten Unternehmer aus kleinen Verhältnissen, vom großen Veränderer aus hehren Motiven gefallen hat.

Rasch dürfte Stronach gesehen haben, dass man mit seinen Methoden vielleicht Unternehmen führen kann, aber nicht ein Land verändern. Das ist schwer zu akzeptieren für einen, der für seine Visionen viel Geld in die Hand genommen und dafür bloß eine unbedeutende Kleinpartei erhalten hat. Also versuchte er, zumindest seine Partei so zu führen – und sei es über Stellvertreter. Die ticken aber nicht so wie er. Die sind der politischen Realität ausgesetzt. Von denen wird Professionalität erwartet. Ideen, die in der Tagespolitik funktionieren. Und Kompromissfähigkeit.

All das ist ziemlich unsexy. Außer Stronach selbst, der sich mit gelegentlichen Österreich-Besuchen in Erinnerung ruft, und seiner inzwischen in Ungnade gefallenen Ex-Statthalterin Kathrin Nachbaur hat es niemand aus seinem Team zu politischem Gewicht oder auch nur zu medialer Aufmerksamkeit gebracht. Sogenannte Spitzenleute kommen und gehen – beziehungsweise werden vom Parteichef abgesetzt wie dieser Herr Wieheißterdochgleich aus der Steiermark, der eher zufällig erfahren hat, dass er dort nicht mehr Spitzenkandidat für die Landtagswahl ist.

In diesen Fällen kommt das Team Stronach immerhin zu bescheidener Aufmerksamkeit. Mehr ist für dieses Privatunternehmen nicht drin. Auf dem politischen Markt tendiert sein Wert gegen null. (Conrad Seidl, derStandard.at, 22.4.2015)