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Taliban-Anhänger bei einer öffentlichen Hinrichtung in der Provinz Ghasni

Foto: Reuters

Kabul - Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben für Freitag den Start einer breiten Offensive angekündigt. Hauptziele seien die "ausländischen Besatzer", insbesondere ihre Militärstützpunkte, Vertreter der afghanischen Regierung sowie die einheimischen Sicherheitskräfte und Geheimdienste, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der Jihadisten.

Nach den kalten Wintermonaten starten die Taliban schon seit Jahren im Frühjahr eine Offensive, um ihre Macht am Hindukusch auszuweiten. Bisher stellten sich ihnen dabei auch die NATO-geführten Kampftruppen entgegen. Deren Kampfeinsatz endete aber zum Jahreswechsel nach 13 Jahren, und für die Sicherheit sind die afghanischen Soldaten und Polizisten nun selbst verantwortlich. Die NATO unterstützt sie dabei mit etwa 12.000 Soldaten, die vor allem ausbilden und beraten.

Warnung vor Eroberung

Der Vizegouverneur von Kunduz warnte unterdessen vor einer Eroberung der nordafghanischen Provinz durch die Taliban. "Das ist die schlimmste Situation in Kunduz seit 2002", sagte Hamdullah Daneshi der Deutschen Presse-Agentur in Kunduz. "Die Taliban sind stärker geworden, und sie werden die gesamte Provinz erobern, wenn unsere Sicherheitskräfte nicht Unterstützung aus der Hauptstadt erhalten." Seit dem Abzug der deutschen Bundeswehr im Oktober 2013 habe sich die Lage kontinuierlich verschlechtert.

Daneshi sagte, zahlreiche ausländische Extremisten, die finanziell gut ausgestattet seien, seien in Kunduz eingesickert. Inzwischen seien die ausländischen Kämpfer und die lokalen Taliban "mit besseren Waffen ausgerüstet als die Sicherheitskräfte". Die Regierung in Kabul habe versprochen, die Sicherheitskräfte in Kunduz zu verstärken. Das sei aber nicht geschehen.

Aus Regierungskreisen in Kabul wurde bestätigt, dass der Gouverneur von Kunduz, Mohammad Omar Safi, kürzlich eine zusätzliche Brigade der Armee angefordert habe. Entsandt worden sei aber nur ein Bataillon. Eine Brigade umfasst normalerweise 3000 bis 4000 Soldaten, ein Bataillon 600 bis 1000 Soldaten. Safi hatte wegen mangelnder Hilfe aus Kabul im vergangenen Monat mit Rücktritt gedroht. (APA, 22.4.2015)